Buccaroo – Galgenvögel zwitschern nicht

From The Spaghetti Western Database
Jump to: navigation, search
Buccaroo Italowestern

Der skrupellose Geschäftsmann Lash (Livio Lorenzon), Besitzer mehrerer Goldminen, herrscht mit eisenharter Hand über das kleine Goldgräbernest New Tuscosa und seine Bewohner. Einst hatte er sich mit Hilfe der Bande des mexikanischen Banditen Miguel Monteiro (Omero Gargano) seines Geschäftspartners entledigt, um alleiniger Besitzer der erworbenen Goldmine zu werden.

Der Einzige, der sich Lash widersetzt, ist der alte Johnny (Ugo Sasso), der zusammen mit seiner Tochter Annie (Monica Brugger) auf einer Farm lebt und ebenfalls Besitzer einer Mine ist. Johnny weigert sich, an Lash zu verkaufen, deshalb versucht dieser den alten Mann finanziell zu ruinieren, um endlich in den Besitz der Mine zu gelangen.

Die Machtverhältnisse in New Tuscosa drohen sich zu verschieben, als eines Tages plötzlich ein Fremder (Dean Reed), welcher sich Buccaroo nennt, in das kleine Kaff einreitet und sich auf die Seite des alten Johnny schlägt. Er schart eine Gruppe Männer um sich, um Lash Terrorherrschaft zu beenden und wieder für Frieden zu sorgen. Doch am Ende stellt sich heraus, dass Buccaroo nicht nur aus reiner Nächstenliebe handelte, sondern dass vielmehr persönliche Gründe die Triebfeder für sein Handeln waren…

Buccaroo – Galgenvögel zwitschern nicht“ ist ein sehr rarer Italowestern, der bislang nur in Deutschland auf DVD veröffentlicht wurde (siehe Besprechung) und der dementsprechend einen sehr geringen Bekanntheitsgrad besitzt. Und wenn der Streifen dann in Fankreisen besprochen wird - das Mainstream-Publikum hat von diesem Film ganz sicher noch nie etwas gehört - dann wird er nicht gerade mit überschwänglichen Rezensionen oder gar Lobeshymnen überschüttet. Stattdessen wird stets die absolute Durchschnittlichkeit, ja Mittelmäßigkeit der Inszenierung betont, der Film als unterhaltsam aber irgendwie doch vergessenswert.

Warum erzähle ich all das? Möchte ich mich dieser Meinung anschließen? Oder möchte ich sie widerlegen?

Nun ja, unentschlossen wie ich bin, würde ich mich einfach ganz diplomatisch für einen Mittelweg entscheiden.

Buccaroo

Mir hat „Buccaroo – Galgenvögel zwitschern nicht“ durchaus gefallen. Nicht, weil es sich hier um einen Top-Italowestern der Spitzenklasse handelt, dies ist nun einmal einfach nicht der Fall, tut mir leid, aber weil der Film in seiner Einfachheit Spaß macht und durchaus unterhaltsam ist. Alles steht und fällt hier natürlich mit Hauptdarsteller Dean Reed, dem Amerikaner mit der tollen Tolle, ich meine natürlich Haartolle, der sogar zwei Songs, „Il buckaroo“ und „For tomorrow I will die“, trällern darf. Er spielt den titelgebenden Helden, Buccaroo, und macht seine Sache dabei wirklich nicht schlecht. Ich sah Reed zum allerersten Mal in dem Defa-Indianerfilm „Blutsbrüder“, in welchem er mir ebenfalls gut gefiel, weswegen ich gelegentliche Kritik an seinem Schauspiel nur bedingt nachvollziehen kann.

Buccaroo

Seinen Gegenspieler Lash gibt Genre-Haudegen Livio Lorenzon, eine sehr routinierte Darstellung würde ich sagen. Weitere bekannte Gesichter des Italowestern, die in Nebenrollen auftreten, sind zum Beispiel Jean Louis und Dino Strano. Gerade Dino Strano dürfte auch ein Beweis dafür sein, dass das Budget des Films nicht gerade sehr hoch gewesen sein dürfte. Regisseur Adelchi Bianchi hat in seinem tatsächlich einzigen Italowestern trotzdem einen guten Job gemacht, die Inszenierung ist solide und zufriedenstellend. Ja, ich gebe es ja zu, diese Wörter sind eigentlich nur Umschreibungen, um am Ende doch zu sagen, dass „Buccaroo“ durch und durch mittelmäßig ist, ihr habt mich ertappt.

Der Beginn des Films, der Überfall auf die Postkutsche, ist gut gelungen, und schraubt die Erwartungen zunächst relativ in die Höhe. Auch die Einführung Buccaroos hält dieses Niveau, die anschließende Saloonprügelei ist zumindest erfrischend unklamaukig geraten, so gefällt mir das.

Buccaroo

Was den Gewaltgrad angeht, so würde ich dieses Werk nicht als übermäßig hart und brutal bezeichnen, verzichtet Bianchi doch nicht nur auf blutige Einschusslöcher, sondern auch auf die im Genre oft obligatorische Folter des Helden. Dean Reed schlägt und schießt sich vom Anfang bis zum Ende als strahlender Held durch das Geschehen, einen wirklichen Moment der Schwäche bekommt er nicht zugestanden. Die Story, welche uns hier vorgesetzt wird, ist natürlich alles andere als neu, das war sie auch im Jahre 1967 schon nicht mehr. Aber es hat mich nicht wirklich gestört, denn dass mich kein Innovationsfeuerwerk erwarten würde, war mir natürlich von vornherein klar.

Das große Finale, der Showdown zwischen Buccaroo und Lash auf den Straßen New Tuscosas, ist die actionsreichste Phase des Films und entschädigt auch ein bisschen für den ein oder anderen Leerlauf im dennoch einigermaßen straff inszenierten Mittelteil. Ich möchte nicht spoilern, aber das endgültige Ende von Oberbösewicht Lash und dem Mexikaner Monteiro wurde für meinen Geschmack dann etwas zu unspektakulär abgehandelt, und verpasst es somit, den Film mit einem wirklichen Highlight enden zu lassen. Solide umgesetzt, aber Potenzial verschenkt.

Durchschnittlich, schon wieder stoße ich auf dieses Wort. Aber auch wenn ich mich dagegen sträuben wollen würde, dieses Wort beschreibt „Buccaroo“ einfach ziemlich gut, ich gebe es ja zu.

Wie fasse ich diesen Schwall an Gedanken nun also zusammen?

Buccaroo

Nun ja, „Buccaroo – Galgenvögel zwitschern nicht“ ist objektiv gesehen ein ziemlich billiger Grüne Wiesen-Western, dem man definitiv ansieht, dass er nur in Italien gedreht wurde. Die Action – Szenen wurden solide umgesetzt, die Leistungen der Schauspieler sind ebenfalls ausreichend. In Sachen Brutalität lockt dieser Streifen sicherlich niemanden hinter dem Ofen hervor, aber dennoch war ich besonders an einer Stelle von dem kompromisslosen Umgang des Films mit einer seiner Hauptfiguren überrascht. Mehr möchte ich jetzt aber nicht spoilern.

Bianchis einziger Genrebeitrag kommt in keinem Bereich über soliden Durchschnitt hinaus, es handelt sich um einen absoluten Durchschnittswestern. Aber manchmal reicht dies eben schon aus, um den Zuschauer zufrieden zu stellen. Ich möchte „Buccaroo“ letztendlich jedem Italowestern-Fan ans Herz legen, denn wer solides Italowestern-Entertainment ohne große Höhepunkte, aber auch ohne große Tiefschläge sucht, der könnte mit diesem Dean Reed-Vehikel durchaus gut bedient sein. Nichts Besonderes also dieser Streifen, aber wer bei den ersten Tönen des Titellieds und dem dann einsetzenden engelsgleichen Gesang Dean Reeds genau so ein breites Lächeln wie ich auf das Gesicht gezaubert bekommt, der sollte dann auch definitiv dranbleiben.


Verfasst und veröffentlicht von Julius am 5. Januar 2023

Cookies help us deliver our services. By using our services, you agree to our use of cookies.