Der Tod ritt dienstags DVD review

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I giorni dell'ira (Italien, Deutschland 1967 / Director: Tonino Valerii)

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DVD-Rezension der StudioCanal/Arthaus-Veröffentlichung 'Der Tod ritt dienstags', erschienen am 16.2.2012. (This DVD offers no English language options, an English translation of this review is not planned)

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Der Film

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Arizona nach dem amerikanischen Bürgerkrieg: Der Halbwaise Scott (Giuliano Gemma) räumt den Reichen in Clifton den Dreck hinterher - und wird dabei nur beschimpft. Dennoch wird er geduldet, weil er diese Arbeiten ohne Widerworte durchführt. Lediglich sein Freund Murph (Walter Rilla) hält viel von Scott - er hat ihm das ziehen des Revolvers beigebracht. Doch Scott kann sich noch keinen Revolver leisten, außerdem ist die Zeit der Schießereien ohnehin längt vorbei. Der Sheriff trägt keinen Colt mehr, Schüsse hört man so gut wie nie. Erst als der alternde Pistolenheld Frank Talby (Lee Van Cleef) die Stadt Clifton betritt, kehrt Unruhe ein. Er bezahlt Scott gut für die Unterbringung seines Pferdes und gibt Scott das Gefühl, kein minderwertiger Mensch zu sein. Er gibt ihm schließlich den Nachnamen Mary - den Vornamen Scotts Mutter.

Schnell merkt Scott, dass er sich an Frank halten muss. Dieser verlässt die Stadt und Scott bleibt nichts anderes übrig, als sich auf seinem Esel auf die Verfolgung zu begeben. Auf dem Trip in der Wüste Arizonas weiht Frank Scott schließlich in die Geheimnisse des Schießens und Überlebens ein. Nach und nach lehrt ihm Frank die Lektionen des Pistoleros. Währenddessen kehren die beiden nach Clifton zurück und holen sich nach und nach Macht über die Stadt. Scott merkt nicht, wie er sich vom netten Jungen zum kalten Killer entwickelt hat. Zu gut fühlt es sich an, nicht mehr beschimpft zu werden und endlich selbst der Starke zu sein. Nicht einmal sein Freund Murph, mittlerweile Sheriff von Clifton, kann ihn von der "guten Seite" überzeuge. Noch immer sieht Scott nicht die mörderische Seite seines Mentors Frank.

Nach insgesamt zehn Lektionen (neun bekommt er von Frank gelehrt, eine stellt er selbst auf) ist Scott bereit für jeden Gegner. Doch er muss erkennen, dass dies auch Frank sein wird. Und so steht er ganz plötzlich vor seinem ganz persönlichen Showdown...

Filmkritik

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Das wird jetzt schwierig, denn: Ich liebe diesen Film. Er ist unweigerlich unter meinen absoluten Lieblings-Italowestern, obwohl ich ihn erst zwei Mal gesehen habe. Das erste Mal war (mehr oder weniger) auf der Wild East-DVD vor einigen Jahren. Ich habe den Film schon damals sofort in mein Herz geschlossen. Nun habe ich ihn erstmals sowohl in deutscher als auch in italienischer Sprachfassung sichten können und fühle mich sowas von in meiner anfänglichen Euphorie bestätigt.

1. Lektion: Never change a winning team.

Das liegt in erster Linie an den Darstellern. Zugegeben, ich war nie ein großer Giuliano Gemma Fan, doch hier überzeugt er mich auf ganzer Linie. Er spielt eine Wandlung, hier vom gehassten Bastard zum kühlen Pistolero, so wunderbar wie schon Gian Maria Volonte im großartigen Von Angesicht zu Angesicht. Doch auch - oder eher gerade - Lee Van Cleef spielt toll. Er kommt gewohnt erfahren rüber, das Gesicht als stärkste Waffe im schauspielerischen Gefecht. Auch sonst trägt er gekonnt die Hauptrolle ins staubige Ziel. Dass es sich bei Der Tod ritt Dienstags um die einzige Italowestern-Zusammenarbeit von Gemma und Van Cleef handelt, ist wahrlich eine Schande. Und dass, obwohl beide in zahlreichen Western mitgewirkt haben und 1967 noch lange nicht Schluss mit den italienischen Bleiopern war. Es ist wirklich schade, denn zusammen wirken die beiden Schauspieler noch besser als alleine.

2. Lektion: Nimm immer das Beste, was du bekommen kannst.

Generell weist Der Tod ritt dienstags viele gute Elemente von erfolgreichen und gelungenen Italowestern auf. Das konträre Duo, welches sich weiterentwickelt und von vornherein aus unterschiedlichsten Charakteren besteht ist ein elementares Erfolgsmittel. Doch auch der Aufbau als teilweises Road-Movie funktioniert wunderbar und gibt der Handlung einen gewissen Schwung. Darin eingebaut ist eine Verfolgung, wie sie schon in Zwei glorreiche Halunken gut funktioniert hat. Und auch eine gute Seele (Walter Rilla als Murph) fehlt nicht im Erfolgsrezept von Der Tod ritt dienstags. Natürlich ist hier und da die Logik Feind des Voranschreitens der Handlung, doch es ist nie so lächerlich, dass man abwinkend ausschalten möchte. Und ehrlich gesagt: es ist doch eben genau diese Art und Weise das, was einen Italowestern zu einem besonderen Filmgenre macht. Dass eben auch mal aus der Hüfte eine Besen mit sechs Schüssen "geköpft" wird. Zu diesen erfolgreichen Elementen zählt auch die Musik. Riz Ortolani schafft einen treibenden und melodischen Soundtrack, der mit dem Titellied It's Time to Go eine eingängige Melodie schafft.

Die DVD

Zur Beurteilung standen uns Verpackung und Klappentext nicht zur Verfügung.

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3. Lektion: Erhöre die Gebete der Fans.

Die DVD, die Arthaus hier abliefert, ist eine Auskopplung aus der Box "Die glorreichen Drei - Western Klassiker" und außerdem die erste deutschsprachige (Einzel)Veröffentlichung des Films. Als jahrelanger Italowestern-Fan kann ich nur sagen: JA, JA, JA! ENDLICH! Endlich wurden die Fan-Gebete erhört. Einer der besten italienischen Western darf in Deutschland nicht fehlen. Dass Arthaus dem Film gleich die Ehre erweist und ihn in die Retrospektiv-Reihe steckt, ist umso schöner. Von Leone-Western ist man ja gewohnt, dass sie auch von Filmkritikern in den filmischen Olymp gehievt werden. Dass nun auch ein anderer Western außerhalb einer Sparten-Reihe (wie bspw. die Regenbogen-Kollektion von Koch Media) veröffentlicht wird, ist da schon etwas Besonderes. Mir bleibt da nichts anderes übrig, als DANKE zu sagen.

4. Lektion: Liebe den Originalton, aber respektiere die Synchro.

Die Tonspuren der vorliegenden DVD könnten unterschiedlicher nicht sein. Der italienische Originalton ist sehr dumpf und rauscht und pfeift gewaltig. Die Stimmen sind klar, doch die Musik geht leider etwas unter. Wie gewohnt handelt es sich auch hier nicht um einen Originalton im klassischen Sinne, sondern um eine italienische Synchronisation der Schauspieler. Jedoch sind die Hintergrundgeräusche recht authentisch, was mich direkt zur deutschen Synchronisation führt. Diese "verschluckt" die Hintergrundgeräusche gekonnt, hat im Gegenzug aber zwei immense Vorteile: Die Ambitionen der Synchronfassung und die Klarheit der Musik. Die Charaktere werden durch den deutschen Ton noch klarer gezeichnet (auch wenn Gemma mit seiner jungenhaften Stimme nicht ganz so gut wegkommt) und sind wirklich ambitionierter als die italienischen "Originale". Doch besonders die Musik kommt richtig gut zur Geltung, denn sie erhält eine kräftige Stärkung. Durch das Entfernen des Rauschens ist der deutsche Ton wohl oder übel die bessere Wahl.

5. Lektion: Freundlich ist gut, authentisch ist besser.

Der Klassiker der deutschen Synchronisation findet auch hier wieder Verwendung. Aus einem "du" im Original wird ein "Sie" in der deutschen Synchronfassung. Auffällig wird das durch die Untertitel, welche wohl eine Übersetzung der italienischen Version darstellen, da sie hier und da deutlich (jedoch nicht sehr veränderlich) von der deutschen Tonspur abweichen. Nur sehr selten werden Sätze weggelassen oder hinzugefügt - eine Disziplin, die Rainer Brandt zu perfektionieren wusste. Dank des anamorphen 1:2,35-Bildes sind die Untertitel auch auf 16:9-Fernsehgeräten zu sehen, denn diese liegen auf dem unteren schwarzen Balken. Das Bild ist generell klar und farbenfroh und für das Alter wunderbar artefakt-frei. Die Restauration hat ganze Arbeit geleistet.

6. Lektion: Denke auch an die ausländischen Zuschauer.

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Des einen Freud ist des anderen Leid. So in etwa dürften die englischsprachigen Fans von Day of Anger wohl gedacht haben, als sie die Ankündigungen zur Ton- und Untertitelauswahl gesehen haben. Und tatsächlich bewahrheiten sich die Ankündigungen. Auf der DVD befinden sich lediglich deutscher und italienischer Ton (beide in Mono Dolby Digital). Untertitel gibt es nur in deutsch. Sicherlich kosten zusätzliche Untertitel oder Tonspuren viel Geld und bei Nischenprodukten ist der Absatz nicht groß genug, um viel zu investieren. Aber zwei wesentliche Punkte hätte Studiocanal beachten müssen: 1. Studiocanal selbst haben den Titel innherhalb einer genre-unspezifischen Reihe veröffentlicht, die mehr Leute anspricht, als die typische Westerngemeinde. 2. Außer dem amerikanischen Wild East Release (out of print und nur noch für circa 200 Dollar zu haben) und dem japanischen SPA Release (circa 50 Dollar) gibt es keine Veröffentlichung mit englischen Optionen. Man hätte mit englischen Auswahlmöglichkeiten einen durchaus größeren und solventen Kundenkreis ansprechen können. Schade drum.

7. Lektion: Lieber etwas kürzer als gar kein Release.

Da es sich bei der DVD um eine Auskopplung handelt, ist die DVD auch um circa 30 Sekunden gekürzt. Es handelt sich dabei um einen Dialog zwischen Scott und Murph gegen Ende des Filmes.1 Der Film ist wohl auf youtube zu finden und enthält keine wesentlichen Elemente, die die Handlung voran bringen. Und da kann man wirklich froh sein, dass die Scheibe dennoch rausgebracht wurde. Ich kann auf diese Sekunden verzichten und nehme sie gerne in Kauf, wenn dafür endlich alle deutschen Fans diese Film sehen können. Denn mit 10 Euro wird er sehr erschwinglich sein.

8. Lektion: Gib immer was dazu.

Ich muss sagen: Scott Mary hat besser gelernt als Studiocanal. Leider finden sich nur das 15-seitige original Presseheft als PDF für den PC-Gebrauch sowie der italienische Trailer auf der Scheibe wieder. Hinzu gibt es ein paar Trailer aktuellerer Releases (Western und andere Filme). Das ist schade. Koch Media schafft für den gleichen Endpreis wesentlich mehr. Als Extra gibt Studiocanal auch das übliche Wendecover an. Apropos Cover: Interessant finde ich auch die Titelauswahl. Das gewählte Coverbild ist recht untypisch für den Film. Wie schon beim letztjährigen Release von Die gefürchteten Zwei wird auf ein Bild mit Gehängtem gesetzt. Ich persönlich hätte ein bekannteres Bild, etwa das ganz oben links, ausgewählt.

9. Lektion: Kaufen!

Trotzdem einige Sachen nicht ganz optimal sind, kann ich dennoch eine uneingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen. Schon allein der Film verdient es, nicht in den Regalen stehen zu bleiben. Doch auch das gute Bild und der gute deutsche Ton unterstreichen das. Die DVD fokussiert das Wesentliche und bietet auch nicht viel mehr. Das stört nicht, genauso wenig stört das Abhandensein der 30 Sekunden. Die DVD ist ein guter Release, der in keiner Italowestern-Kollektion fehlen sollte (sofern man nicht schon die Box besitzt).

--Marc Biskup 12/02/12

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DVDs und oben aufgeführte Bilder wurden uns freundlicher Weise von StudioCanal zur Verfügung gestellt.


1: http://www.ofdb.de/view.php?page=fassung&fid=23318&vid=316258

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