Fünf Gringos für ein Halleluja - Eine Wahre Geschichte

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Fünf Gringos für ein Halleluja - Eine Wahre Geschichte

Von Sebastian Haselbeck (Offizielle Uebersetzung für Tele5)

Es ist eine seltsame Bande von Gringos die am 6. Juni 2008 in Almeria ankam. Eine Handvoll Briten und ein junger Deutscher waren es, alle fünf mit müde Gesichtern, aber das kann an der Sonne und dem staubigen Wind gelegen haben. Weit vor den Toren Almerias liegt das verschlafene Oertchen Los Albaricoques, Heimat von ein paar Einheimischen und einer netten Spielunke, dem Hostal Alba, im Besitz des netten Manuel. Diesen Ort habend die fünf Fremden zu ihrer Heimat für die nächsten drei Tage auserkoren, und nach einem kühlen Bier machen sie sich auf den Weg um das zu tun, weshalb sie gekommen waren: Für eine Handvoll Dollar am Original Drehort zu sehen, dem Cortijo el Sotillo um genau zu sein, mittlerweile ein schickes Restaurant und Hotel im Country Club Stil, damals eine heruntergekommene Ansammlung von Scheunen in dem charakteristischen weißen Anstrich. Die Rolling Roadshow, ein open-air Kino Event organisiert von einem Haufen liebenswerter Texaner vom Alamo Drafthouse Kino in Austin, hat sich angekündigt. Die „Leone Edition“ des Events, so wie sie es nennen, wird drei Nächte umfassen, gezeigt wird Sergio Leones Dollar Trilogie an drei speziellen Drehorten die alle in der näheren Umgebung von Los Albaricoques und San Jose liegen.

Es war ein Moment der die Filmgeschichte für immer veränderte: ein staubiger, heruntergekommener Cowboy, gespielt von einem damals unbekannten Fernsehschauspieler, ein gewisser Clint Eastwood, reitet vor das Cortijo el Sotillo, hüpft von seinem Maulesel und trinkt aus dem Brunnen, sieht unter seinem Schlapphut hervor und sieht eine Bande Gesetzloser die eine Familie belästigen. Der Rest ist Geschichte, und Clint Eastwood mittlerweile einer der berühmtesten Hollywood Legenden, der Film ein Kulthit. Gute 40 Jahre später sind es etwa hundert Ortsansässige sowie Genrekino Fans aus aller Welt, am selben Fleck sitzend, alle starren sie auf die riesige Leinwand, auf die just dieser Film projiziert wird. Es ist jetzt ein heiliger Ort, und ein mitreißender Moment. Die fünf Fremden klatschen wie verrückt als der Abspann erscheint. Die Luft ist getränkt mit Aufregung. Noch nie zu vor hatte auch nur einer der Anwesenden diesen Meilenstein unter diesen Umständen gesehen. Das musste gefeiert werden. Dazu schreiten sie in die Hotel bar, die ebenfalls als Kulisse diente damals in den alten Zeiten, und dort lernt man sich erst mal kennen. Dieser erste Abend ist unter den damals Anwesenden jetzt schon legendär. Ein Wochenende voller Kino, Bier, Staub und neuer Freundschaften liegt vor ihnen.

Unsere Bande Gringos von der Spaghetti Western Database, noch kaum nüchtern am nächsten Tag, macht sich auf um einige der ehemaligen Western Kulissen zu begutachten die nur ein paar Minuten entfernt errichtet wurden, aber nicht bevor sie einen genaueren Blick auf Los Albaricoques werfen, das alleine schon eine einschneidende Location war. Niemand anderes als Manuel ist dafür verantwortlich, dass Besucher die Plätze auch finden. Die Western Kulissen an sich waren eine mittlere Enttäuschung. Die erste Western Stadt, jetzt Teil eines Themenparks für Familien, ist restauriert und kommerzialisiert, aber abgesehen vom prinzipiellen Layout, den Gebäuden und einer netten Postersammlung, erinnert nichts an die alten Tage, als Leone hier Filme drehte, Berühmtheiten wie Lee van Cleef die Straße runter zum dreckigen Stadtplatz stolzierten. Die zweite Stadt, immer noch für Dreharbeiten genutzt, aber in schlechterem Zustand (genau das worauf der Fan es abgesehen hat) war interessanter für unsere Amigos, obwohl nach dem Besuch die Kirche aus Blindman leicht beschädigt war und auf die lächerliche Kopie des Torbogens aus Spiel mir das Lied vom Tod geflucht wurde. Glà¼cklicherweise war da schon die Sonne am untergehen, und diese fünf Gestalten machten kehrt Richtung Los Albaricoques, gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang, wo glà¼ckliche Kinder erstaunt auf eine riesige Leinwand starren, die an direkt vor einem Steinkreis errichtet hatte. Die Kinder unwissend dass sie auf den Steinen herumtrampeln auf denen Clint Eastwood schon gesessen hatte, mit einer Winchester in der linken, und einer goldenen Uhr in der rechten Hand.

Und nun schon zum zweiten Mal setzen sich eine multikulurelle Gruppe von Fans, und mehr als hundert Dorfleute, an einen historischen Fleck für Italowestern Fans, und sehen Quentin Tarantinos persönliche Filmrolle von Für ein Paar Dollar mehr. In den finalen Minuten des Films haben die meisten Zuschauer schon eine Gänsehaut. Links im Bild, Lee van Cleef, erfüllt mit Rache. Die Zuschauer drehen sich nach links und dort hat er gestanden! Rechts im Bild, Gian Maria Volonte, ein gemeiner Killer kurz vor seinem Ende. Die Zuschauer blicken nach rechts, weg von der Leinwand, aber der Ort und die Leinwand sind schon längst miteinander verschmolzen. Vorne in der Mitte sitzt Clint Eastwood, ein Glà¼cksritter, der für den Moment in die Rolle der selben Zuschauer schlà¼pft die nun mit offenen Mündern und zitternden Händen das Geschehen verfolgt. Die Kamera zoomt heraus und wir sehen.... uns. Applaus, dann Totenstille. Eine halbe Stunde später füllt sich die Bar im Hostal Alba schnell mit Menschen, die fünf Gringos haben noch gar nicht verdaut was für einen unglaublichen Moment sie vorher erlebt haben. Aber schon mischen sie sich unter die Leute, und sie treffen einige der nettesten Menschen, hauptsächliche solche die sie schon am Abend zuvor kennen gelernt hatten, so wie Tim League, der Chef der Rolling Roadshow. Stunden später könnte ein Einheimischer der aus dem Fenster blickt einen Mann die Treppen hoch stolpern sehen der Lee van Cleef ähnlich sieht.....

Es sind noch zwei Stunden bis High Noon am nächsten Tag, das Sonnenlicht blendet die Augen des jungen Deutschen, als der Haufen auf Richard und Veronica von Tuco Tours trifft, zwei Briten die die Sicherheit ihrer Insel verlassen hatten um reisenden Italowestern Fans wie unsere fünf Schießwütigen Helden zu dienen und ihnen die vergessenen Gegenden zu zeigen, unbekannte Ecken und ramblas (trockene Flussbetten), verfallene Filmkulissen und andere geheime Flecken in der Gegend von Almeria wo damals Filme gedreht wurden, in der guten alten Zeit. Stunden des Fahrens und Marschierens später, die Gringos wünschten sich sie hätten Pferde dabei, aber noch kein Zeichen der Erschöpfung. In ihren Augen sehen wir das Funkeln. Hier eine steinige Piste wo man mit genug Vorstellungskraft Pferde hinab preschen sieht, dort eine Felsformation die man nur wiedererkennt wenn man exakt.... hier... steht, und dort drüben im hohen Gras verrostete Nägel und Holzbretter. Vorsicht, du trittst in Tony Anthonys Fußstapfen! Diesem Engländerduo sei Dank, kehren die fünf Haudegen in die Spielunke zurück gute sechs Stunden später, voll mit Gesprächsmaterial. Sie haben eine Menge Drehorte besichtigt, erlebt was nur wenige Cineasten erlebt haben. Aber es ist nicht genug Zeit um mehr als, nun, ungefähr ein Pint, zu trinken, und die Briten und der Deutsche satteln ihr in Spanien gefertigtes 100 PS starkes Gefährt und fahren die staubige Straße entlang Richtung dem Corijo del Faile. Der Ort ist nicht nur als Drehort für Zwei Glorreiche Halunken bekannt, sondern auch als der Schauplatz der Bluthochzeit von Lorca (für die Romanisten unter unseren Lesern). Währen der Deutsche von waghalsigen Spanischen Journalisten interviewt wird, wird die Riesenleinwand aufgebaut, und ein starker Wind von der Küste her senkt die Temperaturen hier in der Wüste um etliche Grade. Es wird eine kalte Nacht werden, fast zu kalt um ein dreistündiges Epos zu sehen, aber nicht kalt genug für fünf Gringos und ihre neuen Freunde. Nur einige Memmen begehen später Sakrileg und brechen mitten unter dem Film auf, ein unbeschreiblicher Akt. Aber alle Augen sind auf die Leinwand gerichtet, ein letztes mal, wo eine Projektion von MGMs restaurierter Fassung von The Good, The Bad and The Ugly im Wind hin und her weht, das ganze Event fast in ein 3D-Kino Erlebnis verwandelnd. Wilder Applaus als die Lichter angehen. Drei Stunden lang ist es als ob 150 Menschen durch die Zeit gereist wären und Sergio Leones Vision des Bürgerkriegs miterlebt hätten. Aber die Spaghetti Western Database Crew wusste ja dass diese dritte Nacht die Krönung sein würde. Was für ein Erlebnis sagten sie sich, als sie zum Auto stapften, Ennio Morricones Musik immer noch in den Ohren, zitternd, nicht von der Kälte, sagten sie, sondern von der Aufregung.

Es bedurfte schon das Salzwasser der spanischen Küste und ein paar Stunden Strandsonne um dieses Erlebnis zu verarbeiten. Die Rolling Roadshow Leone Edition war ein Highlight im Leben aller fünf dieser Besucher von weit weg. Drei Nächte pures Kino, nette Menschen treffen und kühles Spanisches Bier aus kleinen Gläsern trinken. Ein letztes Mal sieht der Deutsche zurück über seine Schultern als sie wegfahren, einen letzten Blick auf die weißen Wände von Los Albaricoques erhaschend, und er könnte schwören er hätte Schüsse gehört, oder hatte die Musik in seinem Kopf ihm einen Streich gespielt? Wahrscheinlich nicht denn er konnte deutlich den Schatten eines Banditen mit Hut und Poncho sehen als er am Morgen aus dem Hostal Alba kam.

Es gibt zwei Sorten von Menschen auf dieser Welt. Diejenigen, die sich für alle Zeit an diese großartige Zeit in Almeria erinnern werden, ... .und diejenigen die es möglich gemacht haben. Muchas Gracias.

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