Glut der Sonne BluRay Rezension
Rezension der Explosive Media Veröffentlichung von Glut der Sonne, erschien am 24. Mai 2023 auf BluRay. Meine Kritik der damaligen Koch Media DVD habe ich hierfür etwas entrümpelt und erweitert, und da es so lange zurücklag ist es teilweise eine neue Rezension geworden.
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Der Film
Die mexikanische Campos Familie befindet sich in einer Fehde mit den Mounters, einer Siedlerfamilie. Die Erbitterte Feindschaft findet ihren erstmaligen Höhepunkt in einem Massaker der Campos an den Mounters im Zuge eines vermeintlichen Friedensduells, bei dem die Campos sich nicht an die Regeln halten. Doch der Richter und der Sheriff Cooper (Piero Lulli) sind auf der Seite der Campos. Der junge Johnny (Peter Lee Lawrence) überlebt das Massaker, wird von den Campos gefangen genommen, kann aber mit Hilfe des alten Haudegens Lefty (Andrés Mejuto) entkommen. Der bringt ihm das Schießen bei, so dass Johnny Rache nehmen kann. Doch wie es das Schicksal will, verliebt sich Johnny in Giulietta (Cristina Galbó) die Tochter des alten Campos, eine Liebe die unter den gegeben Umständen quasi unmöglich ist. Giiulietta, die Schwester von Rodrigo Campos (Peter Martell), soll den Sheriff heiraten. Während also die Mounters zum Gegenschlag gegen die Campos ausholen wollen, steht Johnny plötzlich zwischen den Fronten und muss sich zwischen Familie, Liebe und Zukunft entscheiden. Doch der Hass sitzt tief....
Damals schrieb ich "endlich mal wieder ein unbekannter Italowestern ganz nach meinem Geschmack" und so ähnlich empfinde ich es auch heute noch, obwohl mich Glut der Sonne bei weitem nicht mehr so umhaut wie er es damals noch getan hatte. Dafür sind mir seine Defizite bei erneuter Sichtung einfach zu klar. Aber dennoch. So wie Genre-Fremdling Puccini (dessen einziger Ausflug in das Genre dieser Film darstelle) ihn inszeniert, in seiner bitter ernsten Dramatik und Schönheit, sollte er die Qualitätskriterien vieler Italowestern-Liebhaber erfüllen. Der Film bietet keinen Klamauk, das Thema an sich ist schon düster (eine blutige Fehde zwischen zwei Familien, Für eine Handvoll Dollar lässt grüßen), und die Optik, Charaktere und der etwas schräge Soundtrack tun ihr weiteres.
Wer zwischen Bühnenstück und Film mehr Vergleichswissen möchte, der kann sich Martins Artikel durchlesen. Es dürfte aber reichen zu wissen, dass hier eine Rachestory und die Kernmotive von Shakespeares Romeo und Julia miteinander verwoben (und vereinfacht) wurden. Das Shakespeare Konzept kommt aber erst nach der Hälfte des Films zum Tragen und wird stark vereinfacht. Die bittere Feindschaft zwischen den Familien wirkt nicht aufgetragen sondern erscheint glaubwürdig und gibt dem Film einen äußerst grausamen Unterton. Der blutjunge Johnny schlittert in diesen Konflikt, noch feucht hinter den Ohren. Doch er wird sehr schnell erwachsen. Lieben, töten, hassen - in umgekehrter Reihenfolge. Dabei ist das Drehbuch ersichtlich gut, die Charaktere passend, doch woran Glut der Sonne scheitert, dazu komme ich gleich noch.
Eingefangen wird diese Tragödie mit guter Kameraführung (der zu unrecht viel zu unbekannte Mario Montuori der schon bei Fahrraddiebe an der Kamera stand und unter anderem DOP bei Aldrich und Leones Sodom und Gomorrah war, der ebenfalls bei Explosive Media zu haben ist.), und untermalt mit passender Musik (von Gino Peguri), die einen Hauch skurril mit sich bringt. Vor allem die Eröffnungssequenz ist sehr Genretypisch. Was mich besonders freute, damals wie heute natürlich, sind die guten Schauspieler. Martell (eine tragische Figur, der hätte einer der größten seiner Generation werden können) und Lulli (der quasi zum Italowestern-Inventar gehört) sind köstlich anzusehen, und Luis Induni als das Familenoberhaupt der Mounters ist ebenfalls glaubwürdig. Auch die Nebenrollen sind toll besetzt (zu sehen sind auch Ángel Álvarez als Priester, Rufino Inglés als Rodrigos Bruder und laut IMDb kein geringerer als Paul Naschy, da muss ich nochmal genauer hingucken), aber - und hier fängt es an - der Regisseur mag sich nicht so recht entscheiden wer nun die Haupt- und wer die Nebencharaktere sind. So bekommen alle ungefähr gleich viele Bildschirmminuten aber so funktioniert halt kein Film. Und so gut das Drehbuch aus ist, der Schnitt ist grauenhaft und plump. Außerdem hätte die Story es verdient dass man sich mindestens 10 Minuten mehr gönnen hätte können, 20 vielleicht. Zu oberflächlich wird über die diversen Beziehungen hinweg gestriffen.
Dann fehlt zwar noch ein cooler Gundown und etwas epischer Gravitas, aber man kann sagen dass man es hier dennoch mit qualitativ hochwertigem Italokino zu tun hat. Ein ernst gemeiner und ernst zu nehmender Film, der a,, Ende fast auch schon absurd wirkt, als nach dem gegenseitigen Massaker der maskierte Tod auftaucht und die letzten Lebenden exekutiert. Ein Film der wie eine Kritik an Hass und Verbitterung zu lesen ist.
Die BluRay
Explosive Media spendiert dem Film, der davor zweimal bei Koch Media erschienen war, ein Upgrade auf BluRay mit ansonsten der gleichen Ausstattung (also ein direktes Update). Das Bild der Bluray ist allerdings ein ziemlicher Gemischtwarenladen. Unterm Strich hinterlässt es bei mir einen eher negativen Eindruck. Gut aussehen tun eher Nahaufnahmen und Innenaufnahmen, alles andere leidet besonders unter starkem Rauschfilter und Kantenglättung, außerdem sieht das Bild einfach insgesamt recht matschig aus. Das ist keine 4K Abtastung oder diese wurde in der Nachbearbeitung verhunzt oder es war eine aber das Material war in zu schlechter Verfassung. Jedenfalls kein herausragendes Bild. Aber man muss Explosive Media hier auch in Schutz nehmen: dieses Gejammer in den üblichen Foren muss man in Relation dazu sehen dass EM nicht für das Material verantwortlich ist, das es von Lizenzgebern oder anderen Quellen bekommt oder einkauft. Man kann als Label entscheiden ob man schlechtes Material benutzt und man kann ggf. im Authoring noch Fehler machen, aber manche da draußen glauben halt so eine 1,5 Mann Firma wie EM würde selbst diese Filme restaurieren und das ist halt Unfug. Das Bild hier ist schon Okay, aber im Vergleich zur DVD kein wirklich grandioser Sprung, leider. Dafür ist es zu pixelig, unscharf und keine HD Restauration oder Neuabtastung auf Höhe der Zeit, ein wenig schade für den Film.
Der Ton ist schon deswegen interessant, weil die inhaltlichen Diskrepanzen zwischen den drei Sprachen teils recht enorm sind. Die Englische Tonspur (getestet mit dt. Untertiteln) ist eine lobenswerte Mühe (inhaltlich), klingt hier aber säuselnd und durchgenudelt. Der Italienische Ton klingt da schon deutlich besser, sein Alter ist ihm aber dennoch anzumerken. Der deutsche Ton klingt ebenfalls in Ordnung aber etwas mehr blechern. Inhaltlich ist die Synchronfassung okay und auch meist recht nah am Italienischen. Die deutsche Kinoversion damals wurde gekürzt und so hat man hier wenn man auf Deutsch guckt an ein paar Stellen auf jeden Fall Italienisch mit Untertiteln. Die englischen wie auch die deutschen Untertitel sind keine Dubtitles sondern recht akkurate Übersetzung des Italienischen.
Auf der Scheibe sind die selben Extras wie damals auf der DVD. Die beiden Trailer sehen hier allerdings nachgebaut aus, ich weiß nicht mehr ob das bei der DVD damals auch der Fall war. Außerdem ist hier auch wieder das "Shakespeare in the West" Featurette an Bord (13min), indem der leider längst verstorbene Antonio Bruschini über Film und Vorlage spricht.
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Verfasst von Seb, veröffentlicht am 27. Mai 2022.
Die BluRay wurde uns zur Verfügung gestellt. Die im Artikel verwendeten Bilder sind keine Screenshots der BluRay.
