Koch Media - Italowestern Enzyklopädie No.3 - Rezension

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Zum dritten mal erscheint die Italowestern Enzyklopädie von Koch Media. Dieses mal mit den Filmen Sartana, Johny Madoc, Johny Madoc rechnet ab, und Lanky Fellow. Wir haben uns die Box genauer angesehen. Um es vorweg zu nehmen: klare Kaufempfehlung.

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Film 1: Sartana (Mille dollari sul nero)

Mille dollari sul nero liegt nun auch von Koch in erstklassiger Version vor. Die MCP Version (Rezension hier) war quasi unkaufbar, aber von XCEss kam dann eine Veröffentlichung, die der Koch Version sehr nahe ist (Rezension hier) und ebenfalls sich zu kaufen lohnt.

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Zur Handlung: Johnny Liston (Anthony Steffen) hat zehn Jahre im Gefängis gesessen, für einen Mord, den er nicht begangen hat. Als er in sein Heimatdorf zurückkehrt, muss er feststellen, dass sein verrückter Bruder Sartana (Gianni Garko) mit seinen Leuten die Bewohner der dortigen Siedlungen terrorisiert und Schutzgeld verlangt. Außerdem hat er Johnnys Freundin Manuela vor den Augen ihres Bruders Jerry vergewaltigt und zur Frau genommen. Jerry, der seitdem die Sprache verloren hat, tut sich mit Johnny zusammen, um Sartana endlich das Handwerk zu legen...

Alexander Fischer schrieb damals noch: "Mille dollari sul nero" gilt als Alberto Cardones bester Western. Er verlegt die Geschichte von Kain und Abel in den wilden Western, und schafft es dabei eine ungewöhnlich bedrückende Atmosphäre zu erzeugen. Wer den Film aber so richtig aus dem Durchschnitt heraushebt, ist Gianni Garko. In seiner ersten Westernrolle spielt er alle an die Wand und erinnert sogar ein wenig an Klaus Kinski. Sein Part rief so viel Begeisterung in Deutschland hervor, dass man beschloss den Film in "Sartana" umzubenennen. Ebenso interessant ist die Rolle der alkoholkranken Mutter der beiden verfeindeten Brüder, die als einzige Macht über Sartana besitzt und sich wie eine Herrin behandeln lässt. Sehr gut gefallen hat mir auch der Soundtrack von Michele Lacarenza. Ein kleines Meisterwerk!

Ich würde behaupten es handelt sich um einen sehr unterhaltsamen, grimmigen Italowestern, der allerdings mit etwas konfusem Storytelling und wenig Detailliebe viel Potential verspielt. Dafür ist der Soundtrack nett und das Setting schön trashig. Er kann Spaß machen!

Zur DVD: Vor einiger Zeit erschien der Film ja schon einmal. Diesmal setzt Koch Media einen drauf und liefert den Film in der dritten Ausgabe der Italowestern Enzyklopädie ab. Das Bild ist durchweg recht gut und farbenfroh, man merkt aber an vielen Stellen mangelnde Schärfe bzw. wechselnd starke Abnutzungserscheinungen. Insgesamt kann sich das Bild sehen lassn. Der Ton ist recht dynamisch, die drei Tonspuren (Engl, Ital, Deu) unterscheiden sich aber recht drastisch voneinander. Einmal dumpfer, mal blecherner, mal kratziger. Alles in Allem aber eine solide Präsentation. In Sachen Extras ist zwar der Audiokommentar nicht mit dabei, den die XCess DVD bietet, dafür ein interessantes kleines Featurette mit Erika Blanc, sowie eines "Viva Sartana" (bei dem u.a. Drehbuchautor Ernesto Gastaldi zur Sprache kommt, sowie Gianni Garko und ein paar andere), dazu der deutsche und italienische Trailer, sowie der alternative deutsche Vorspann und eine Bildergalerie.

Film 2: Johny Madoc (Due once di piombo)

Der Film, der international My Name is Pecos heisst, war auf meiner Liste an Italowestern die ich noch nie gesehen hatte. Umso besser, den zusammen mit der Fortsetzung in der Box zu finden. Beide wurden übrigens vor kurzem auch von Wild East veröffentlicht.

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Zur Handlung: Pecos (in der deutschen Fassung Johny Madoc) kehrt in seinen Heimatort zurück. Dort terrorisiert eine Gangsterbande die Einwohner, um herauszufinden wo sich die Beute aus einem Bankraub befindet. Nacheinander nimmt er die Gangsterbande auseinander. Jedoch sind die Leute im Dorf nicht ganz so unschuldig wie man meinen könnte. Der Totengräber kennt Pecos Identität und weiß auch wo das Geld versteckt ist. Dem Salooninhaber ist zuerst das Geld wichtiger als seine Familie. Pecos muss eine blutige Spur von Leichen hinter sich lassen um seine Familie zu rächen und das Dorf aufzuräumen.

Korano schrieb auf der SWDB vor einigen Jahren dass es ein langweiliger Film sei, dessen Gimmicks schnell langweilig werden. Stanton sah den Film deutlich differenzierter. Woods spielt seltsamerweise einen Mexikaner. Die Dorfeinwohner sind Feiglinge, und vieles an Rassismus und Chauvinismus im Film ist Teil des doch recht brutalen Gesamtbilds des Films, dessen Regisseur eigentlich aus dem Comedy Bereich kommt.

Pecos ist ein eher düsterer Rachewestern vor billiger Kulisse. Durch und durch mit guten Schauspielern besetzt, glänzt der Film durch eine doch etwas komplexere Story und einige Wendungen im Film, die das ganze interessant machen, obwohl der Film insgesamt nicht so sehr zu fesseln weiß. Die wenigen Actionszenen sind gut, der Brutalitätsgrad ist doch relativ hoch, und man kann sich über die Musik eigentlich nicht beschweren. Es gibt gar einige Moment im Film die stilistisch echt recht gut gemacht sind, Woods Makeup gehört aber nicht dazu. Insgesamt sehr sehenswert.

Die DVD bietet ordentliches Bild. Einiges an Edge-Enhancement und Rauschfilter ist zu sehen, aber insgesamt eine recht akzeptable Aufbereitung. Ich sah den Film auf englisch, was angesichts der wie so oft eher leichtherzig-unfreiwillig-komischen deutschen Synchro etwas angenehmer ist. Die italienische Tonspur klingt dabei zweifelsohne am besten, und mit Untertiteln ist das dann auch das zu bevorzugende Erlebnis. Was die Musik anbelangt so sei gesagt dass die Titelmelodie dann jeweils auf Englisch bzw. Italienisch (wie auch im DVD Menü) gesungen wird. An Extras gibt es ein Interview mit Robert Woods (auch auf der WildEast DVD), ein kleines informatives Featurette "Pecos, der Bastard" mit Interviews (George Eastman etc.), zwei Trailer und eine Bildergalerie.

Film 3: Johny Madoc rechnet ab (Pecos è qui: prega e muori)

Der erste Pecos war wohl so erfolgreich, dass auch noch Pecos returns her musste. Eigentlich ein sowohl inhaltlich nicht zusammen hängender als auch wenn wir ehrlich sind nicht notwendiges Unterfangen. Um es vorweg zu nehmen: der schlechteste Film der Box und einer der schlechtesten Italowestern die ich kenne.

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Zur Handlung: Pecos (Robert Woods), bzw Johny Madoc wie er in der deutschen Fassung aus unerfindlichen Gründen heissen muss, stolpert quasi zufällig drei musizierenden Trotteln in die Arme, die durch Zufall an eine Schatzkarte geraten sind, hinter der auch der Möchtegern Louis XIV Revoluzzer "El Surpremo" her ist. Prompt tun sich die vier zusammen um den Schatz zu bergen, dem Bösewicht die gefangenen Frauen abzuluchsen und nebenher alle seine Schergen abzuballern.

Also wenig Logik, wenig Sinn, viel komische Wendungen, kaum gute Schauspielerei, und ein Produktionswert der in etwa bei Fidani sich bewegt Was soll ich sagen, der Film ist grottenschlecht und ist nur rein wissenschaftlich interessant.

Zur DVD: Ordentliches Bild, wenn auch wie schon gewohnt viel Artefakte und Enhancement, das Material hat einiges durchgemacht. Die Farben passen, der Ton ist gut (alle drei Spuren, wobei die deutsche Synchro grauenvoll ist), und ein paar sehr wenige Extras sind enthalten. Gutes Treatement, das hat der Film eigentlich nicht mal verdient.

Film 4: Lanky Fellow (Per il gusto di uccidere)

Vor einigen Jahren hatte ich Per il gusto di uccidere schon mal auf der Wild East DVD begutachtet, nun legt Koch Media einmal nach.

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Zur Handlung: Hank Fellows (Craig Hill) ist ein Profi, der angeheuert wird um eine Goldladung des Minenmoguls Collins (Piero Lulli) zu beschützen. An den Job kam er weil er bekannterweise vorher schonmal eine Geldladung gerettet hat die fast von Sanchez (Fernando Sancho) gang geschnappt wurde. Letztendlich schafft es der "Lanky Fellow" wie er auch genannt wird, auch einen ausgefeilten Plan zu vereiteln, das Gold direkt aus der Bank zu stehlen....

Ich finde Tonino Valerii hat hier recht ordentliche Arbeit geleistet. Die Story wird gut von Lankies Planungsarbeiten eingerahmt, es gibt einen alten Mann der als Suffleur funktioniert, und wiederkehrende musikalische Motive (die aber teilweise geklaut wirken). Die Kamerarbeit ist sehr gut und der Film hat Carli Simis Fingerabdrücke überall. Klar hat das Drehbuch wie so oft viele Löcher, aber der Film unterhält einigermaßen und ist gut getaktet. Einige gute Actionszenen und dramatische Dialoge sind mit an Bord. Insgesamt ein ordentlicher Italowestern.

Die DVD (zur Kritik der Wild East Scheibe hier klicken) bietet deutschen, italienischen und englischen Ton. Alle drei Spuren sind recht gut, somit ist man gut gewappnet dem Film zu begegnen. Die Bildqualität ist in Ordnung und der Wild East Scheibe klar überleben. Zwar ist viel Rauschfilter und Kompression erkennbar, aber für das Material ist es echt gut. An Extras liegt das Featurette "Die Lust am Töten" bei (eine weitere Freakorama Produktion, diesmal als Interview mit Nico Fidenco dem Komponisten), sowie einige Trailer, der alternative deutsche Vorspann und Bilder.

Fazit

Koch Media beweist mal wieder ein prima Händchen beim Aufstocken unserer Italowestern Sammlungen. Ein guter Mix an Genreklassikern, mal gut, mal mittel, mal grottenschlecht, um das Sammlerherz höher schlagen zu lassen, und dem Cineasten seine Wissenslücken zu füllen. Italowestern Experten sollten das schon längst eingekauft haben, allen anderen sei auch diese Box mal wieder wärmstens empfohlen. Für den zweiten Pecos Film empfiehlt sich vorher etwas Alkohol zu konsumieren oder nebenher Wäsche aufzuhängen. Ansonsten well done, Köche, ein prima Release.

--Sebastian Haselbeck 07:46, 20 September 2014 (CDT)

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