Shangos Letzter Kampf DVD Review

From The Spaghetti Western Database
Jump to: navigation, search
24shango.jpg
Weitere Italowestern Collection Kritiken:

zum Koch Media DVD Katalog

Rezension der Koch Media Veröffentlichung von Shangos letzter Kampf (aka Shango), erscheint am 5. März 2010 als Teil der Italowestern Collection.

Der Film

Der Film startet mit einer großartigen und zugleich recht untypischen Szene für den italienischen Western im Jahre 1969. Man sieht den Helden (Shango/Anthony Steffen) in einem Käfig zwischen zwei Bäumen hängend gefangen, während die Credits ablaufen. Der Held wirkt sichtlich gebrochen und kommt keinesfalls glorreich daher. Alsbald erfährt man, dass es sich bei Shango um einen Nordstaaten-Ranger handelt, der mit dem Ende des Bürgerkriegs von einer Truppe Südstaatler gefangen genommen wird. Denn für Offizier Droster (wunderbar: Eduardo Fajardo) ist der Krieg noch nicht so deutlich zu Ende... Mit dem Gefangen in einem kleinen Dorf angekommen, sehen die Südstaatler, dass das Dorf von Mexikanern geknechtet wird. Zwar entfacht kein Kampf zwischen den beiden Parteien, jedoch passiert auch kein komplettes Miteinander. Als Shango nun befreit wird, versucht er den Frieden wieder herzustellen und mit Hilfe der Dorfbewohner die beiden Banden gegeneinander auszuspielen und so die Knechtschaft zu beenden. Es beginnt ein schießwütiger Kampf inmitten der "Wüstenlandschaft".

Kritik

Es ist erstaunlich, was Regisseuch Edoardo Mulargia während des Endes des ernsten Italowesterns hier nocheinmal versucht. Einen fast apokalyptisch wirkenden, sehr ernsten Western zu machen, traute sich zu dieser Zeit sicherlich nicht jeder. "Sein" Antiheld in Form von Anthony Steffen durfte dabei natürlich auch nicht fehlen und - was soll ich sagen - es funktioniert. Zwar erwartet den Zuschauer hier kein A-Klasse-Western, denn dafür sind die Settings einfach zu öde. Aber man bekommt einen guten und durchweg spannenden Western geboten, der vollkommen auf Anthony Steffen zugeschnitten ist. Ich habe nie viel von Steffen und seiner Arbeit gehalten und so kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass die hier vorliegende Arbeit zur bis dato besten Steffens zählt. Nicht, weil er schauspielerisch herausragt, sondern weil das, was er immer tut, hier einfach perfekt passt. Antonio Bruschini beschreibt das im mitgelieferten Featurette wunderbar passend: "Er hatte kein so ausstrucksstarkes, dafür ein sehr leidendes Gesicht." Und dieses Spiel mit dem Leiden des anfangs geschwächten Antihelden, der zum Helden mutiert und so das Dorf befreit, passt vortrefflich. Man sieht Shango definitiv das geringe Budget an, schlißelich wurde nur an gefühlten zwei Sets gedreht (was ungewolltermaßen komisch daherkommt: wenn im Film von der Wüste die Rede ist, die in jede Richtung ausgedehnt ist und dann aber Banditen von herbstlichen Laubbäumen geschossen werden, so lässt einen das schon schmunzeln). Dafür herrscht im Film ein gewisser Minimalismus, der gefällt und so auch die wenigen Sets verschmerzen lässt. Die Musik von Di Stefano ist gleichermaßen sparsam eingesetzt und überzeugt an vielen Stellen durch einfach Trommelwirbel. Hinzu kommt das oft wunderbare Design des Films, gepaart mit spannenden und tollen Bildern. Nichtsdestotrotz liegt hier ein Film vor, der letztendlich nichts weiter ist, als B-Ware. Denn den vielen positiven Aspekten steht eben doch wieder Steffen gegenüber, der im Laufe seiner Westernkarriere wohl nichts lieber gemacht hat, als sich abzurollen und dabei Unmengen von Gegner niederzumähen. Das geschieht hier auch. Und so überrascht der Film auf der einen Seite und ist aufgrund seiner Kurzweiligkeit und der "schauspielerischen Leistung" Steffens eben doch nur zweite Wahl. Dennoch durchaus sehenswert.

Auch bei Shango gibt es wieder Kuriositäten: Der kleine Junge, welcher der Freund und Helfer Shangos im Film ist, wird durch Valerio Fioravanti dargestellt. In einer Szene versucht der Junge, Waffen der Despoten in das Versteck Shangos zu schmuggeln und wird bei dem Versuch von Droster erschossen. Bruschini beschreibt im Featurette diese Szene als schicksalhafte Vorahnung. Denn Fioravanti wurde im Laufe der Jahre zu einem neofaschistischen Terroristen. Als er für seine Terrorakte Waffen schmuggeln wollte, wurde er von der Polizei gestellt und beim Fluchtversuch angeschossen.

Shango1.png Shango4.png Shango5.png

Die DVD

Auch die Restauration Shangos ist Koch wunderbar geglückt. Zwar hat das Bild an einigen Stellen eine gewisse Unschärfe, doch im Gesamtpaket sieht der Film für das Alter super aus. Auch der Ton ist prima. Anders als bei Ein Schuss zuviel passt die neue Synchronisation von 2005 wunderbar mit den Geräuschen zusammen und es ergibt sich ein tolles Gesamturteil. Auch auf dieser Scheibe heißt es gewohntermaßen: Ton in italienisch und deutsch, Untertitel deutsch und englisch. Die Extras sind sehr minimiert. Lediglich ein 8-Minütiges Featurette namens "Töte Shango!" mit Filmhistoriker Antonio Bruschetti führt in die historischen Gegebenheiten ein und erzählt von der Entstehung des Films. Der englische Trailer ist in unterirdischer Qualität, den hätte man sich sparen können. Allerdings zeigt er, dass die Qualität der Restauration bombig ist. Die Bildergalerie umfasst eine Hand voll Poster und Setcards. Der Klappentext von Steffen Wulf (Pseudonym: Wulfany Steffen ;) ) ist wieder einmal sehr informativ.

Shango6.png Shango2.png Shango3.png

Urteil

Shango ist sicherlich keine Top-Ware in Sachen Italowestern, doch macht er Spaß und rückt Steffen in ein besseres Licht. Seine wohl beste Arbeit liegt hier wunderbar restauriert vor, sodass jeder Fan getrost zugreifen kann. Wer allerdings nur auf glorreiche Helden und nicht auf gequälte Antihelden steht, der sollte die Finger davon lassen. Den leidenden Pistolero spielt Steffen nämlich einwandfrei.

--Lode 12:02, 3 March 2010 (UTC)

button-compact-static-100x17.png

Diese DVD wurde uns von Koch Media zur Verfügung gestellt

Cookies help us deliver our services. By using our services, you agree to our use of cookies.