Sledge - Der Einsame aus dem Westen BluRay Besprechung

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Film- und BluRay Kritik der neuen A Man Called Sledge - Der Einsame aus dem Westen Veröffentlichung von Explosive Media. Seit dem 27.11.2015 im Handel, auch als DVD.

Handlung

Luther Sledge (James Garner) will mit seinem Kollegen eine Kutsche ausrauben, dabei erschießt sich der Kutcher versehentlich selbst. Die beiden suchen im 3Ws Unterschlupf, wo Sledge seine Geliebte Ria (Laura Antonelli) trifft und sein Kollege eine Runde Poker spielt, dort aber von einem neidischen Mitspieler Floyd (Ken Clark) erschossen wird. Sledge, leicht betrunken, kommt dazu und nietet die Halunken um. Ein alter Sack (John Marley) bezeugt Mord und Selbstverteidigung, dann macht Sledge sich vom Acker. Der Alte allerdings stellt ihm nach. Zur Rede gestellt, versichert dieser Sledge, angefixt zu sein von der Idee, einen riesigen Goldschatz wiederzusehen, der regelmäßig von einer Mine via einer Gefängnisfestung in die Stadt transportiert wird, schwer bewacht von 40 Soldaten und einem Maschinengewehr. Sledge trommelt seine alte Bande zusammen, darunter Ward (Dennis Weaver), und zusammen mit dem Alten hecken sie einen Plan aus, wie sie an der schweren Bewachung vorbei an das Gold kommen könnten. Der Alte versichert er kenne den Code zum Safe in dem das Gold aufbewahrt wird, während es in der Festung lagert. Kurz gesagt, Sledge wird als Gefangener in die Festung gebracht, ein Aufstand bricht los, und in den Wirren der Schlacht entkommt die Gang mit dem Gold. Beim Pokern um die Verteilte Beute zanken sich die Gruppe, und verfolgt Sledge in ein Bergdorf, wo er seine Geliebte nach dem Coup treffen wollte. Es kommt zum Showdown….

Besprechung

1970 war das Jahr in dem die eher unbescholtenen Regisseure Vic Morrow (ein doch sehr umtriebiger Schauspieler bis in die frühen 80er) und Giorgio Gentili (der unter anderem bei Requiescant Regieassistent war) den Film mit James Garner drehten. Dieser hatte zu dem Zeitpunkt schon reihenweise Krimis und Western auf dem Buckel und war unter anderem mit der Serie Maverick berühmt geworden, die in den 90ern mit Mel Gibson ein Remake als Spielfilm erfuhr in dem Garner wieder mitspielte. Vom Drehbuchautor Frank Kowalski stammte auch die Story für Bring me the Head of Alfredo Garcia, der kurze Zeit später unter Sam Peckinpah zum Hit avancierte. Produziert wurde Sledge unter anderem vom großen Dino de Laurentiis, was sich letztendlich in einem üppigen Produktionsbudget niederschlug. Gianni Ferrio komponierte die klasse Musik, wie er es auch bei vielen anderen iItalowestern gemacht hat. Damit komplimentiert er einen erstklassigen Song gesungen von Stefan Grossmann, der durchaus Ohrwurmqualitäten hat, was aber eher nicht am Gesang lag - aus Grossmann wurde später auch nichts Großes mehr. Gezogen also von Superstar James Garner, der sich später zu seinem Ausflug in die spanische Wüste eher bedeckt hielt, stellt der Film einen kleinen aber eher Einzelfall-Meilenstein dar in dieser Konstellation.

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Was an Sledge von Anfang an begeistert, ist die Qualität der Produktion, die man von den Regisseuren gar nicht erwartet hätte. Die Bildkompositionen sind prima, die Ausstattung passt, die Musik ist hervorragend, die Belichtung sieht gut aus und der Schnitt ist gekonnt. Es ist fast so als wollte man hier beweisen, einen richtig handwerklich hervorragenden Film machen zu können, und das ist gelungen. Budget hilft natürlich, aber das ist nicht selbstverständlich dass dann auch was gutes rauskommt. Die grimmige Eröffnungssequenz im Schnee erinnert ein wenig an den kommenden The Hateful Eight, das Ende an Für ein Paar Dollar mehr. Da es sich eigentlich um ein sogenanntes "heist movie" handelt, macht es auch nichts dass viele Western-Elemente etwas zurückstehen müssen. Die Erzählstruktur dreht sich im Wesentlichen um den Raub des Tresorgoldes. Das hat zwei Folgen für den Film, bzw. daraus ergeben sich zwei Einschätzungen meinerseits. Zum Einen nimmt es den restlichen Aspekten der Geschichte Schwung aus den Segeln, Aspekte die aber für die Story dennoch essentiell sind, und es macht den Film in der Art und Weise wie er erzählt wird etwas zusammenhangslos. Zum Anderen offenbart es eine wichtige Schwäche. Der Raub an sich erscheint nämlich etwas einfach, und die damit zusammenhängenden Charaktere werden fast schon zweckentfremdet um dem Raub zu entsprechen, der handwerklich einfach nicht die Schwierigkeit hat, mit der der Schatz zuerst angedeutet wird. Das passt nicht ganz. Mit der Zusammenhanglosigkeit meine ich, dass die ganze Raub-Vorgeschichte, und die Raub-Nachgeschichte zusammen mit dem Raub an sich eigentlich fast schon drei separate Italowestern hergegeben hätten, deren Goldraub Teil eigentlich das schwächste Glied ist. Sledge wäre vielleicht auch dramaturgisch ein besserer Film wenn er in Reservoir Dogs Manier den Raub gar nicht gezeigt hätte.

Das ist aber vielleicht etwas zu viel Interpretation. Immerhin hat der Film einen sehr guten Rythmus und unterhält mit flotten Dialogen, sehr schönen Aufnahmen und gutem Regiehandwerk von Anfang bis Ende. Dabei ist er unerwartet Detailverliebt. Anfangs stirbt jemand quasi versehentlich, dann gibt es einen Schusswechsel mit Sledge in Unterwäsche. Der Anführer der Soldaten trägt ein Trapper-Outfit (wird nie erklärt). Sledge hat eigentlich eine große Liebe mit der er ein Leben vor hat, bei dem Reichtum gar nicht die größte Rolle spielt. Der Film hat noch viele weitere Spielereien anzubieten, darunter auch die Schlussequenz die von einer religiösen Zeremonie eingerahmt wird und direkt Lust darauf macht, noch weitere zwei Stunden in mit dem Film zu verbringen, für dessen Welt sich die Produktionsdesigner sichtlich mühe gemacht haben.

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Die BluRay

Das schöne Menü offenbart bei der Sprachauswahl Deutsch und Englisch und ebensolche als Untertitel. An Extras liegen leider nur die Trailer, eine Bildergalerie sowie andere Vorspann Varianten (der französische sowie eine Variante ganz ohne Texte, interessanterweise, ein englischer fehlt) bei. Das ist bei dem lange ersehnten Klassiker etwas dünn, da auch kein Booklet beiliegt. Aber oftmals ist einfach auch kein Material irgendwie verfügbar. So ist mir nicht bekannt dass James Garner sich in TV Auftritten irgendwie dazu geäußert hätte, und Dokus die den Film mit abdecken gibt es auch nicht. Extra etwas hierfür zu produzieren ist meist betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll.

Das Bild der BluRay sieht fantastisch aus. Zwar gibt es Momente wo Kratzer sichtbar sind, im Großen und Ganzen aber ist es ein hervorragender Bildtransfer mit all den Farben, Schärfen und Kontrasten die man sich wünscht. Wer viele Italowestern sieht weiß, es ist nicht selbstverständlich dass ein Film von 1970 so dermaßen gut aussieht, und ich sitze in der Regel nur knapp zwei Meter vor meinem HD-Gerät. Das Bild ist schön scharf, dabei kaum Edge-Enhancement zu sehen und Kompressionsprobleme sind auch nicht sichtbar. Das Material sieht goldig aus und es macht Freude den Film so zu genießen. Der Ton (getestet: Englisch) klingt grundsätzlich sehr gut, auch wenn ein wenig Dynamik fehlt was gerade in den Actionsequenzen ein klein wenig Schade ist. Dafür gibts kaum Rauschen oder Kratzen und man kann generell sehr zufrieden sein, auch was die Verständlichkeit von Dialogen angeht.

Gesamturteil

Ich hatte viel Spaß, A Man Called Sledge das erste mal (ja hatte ihn vorher noch nie gesehen) auf dieser ausgezeichneten BluRay zu erleben. Hoher Produktionswert, klasse Soundtrack und eine bunte und gute Besetzung machen "Der Einsame aus dem Westen" zu einem vorzüglichen Westernabenteuer. Das Drehbuch hat ein paar Schwächen, aber man kann ja nicht alles erwarten. Zwar hätte man sich bei dem Film informative Extras gewünscht, aber die Qualität des Bildtransfers macht das wieder wett. Zugreifen!

--Sebastian Haselbeck (talk) 14:49, 1 December 2015 (UTC)

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