Wilde Pferde BluRay Rezension

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Besprechung der BluRay-Veröffentlichung von Wilde Pferde, erschienen bei Koch Films im Juni 2022.

Wilde Pferde

Der Film

Der Film handelt von dem Einsiedler Chino Valdez (Charles Bronson), der als erfolgreicher Pferdezüchter abgeschieden lebt und alleine gelassen werden möchte. Seine seltenen Ausflüge in die Stadt enden oft in Keilereien, auch weil er wegen seines gemischten Ursprungs geächtet wird. Als der junge Jamie (Vincent van Patten) bei ihm aufschlägt und um Arbeit bittet, nimmt er ihn unter seine Fittiche. Die ländliche Idylle allerdings trügt: der Großgrundbesitzer Maral (Marcel Bozzuffi) hat es auf sein Land abgesehen und macht ihm und seinen Mustangs das Leben schwer. Dessen Halbschwester Catherine (oder Louise, je nach Synchronfassung) (Jill Ireland) jedoch fühlt sich sowohl zu ihm als auch den Pferden hingezogen, und die beiden beginnen gegen den Willen von Maral eine Liebesbeziehung.....

Wilde Pferde ist aufgrund seines Erscheinungsjahrs 1973 - in dem zum Beispiel auch Wolfsblut und Der Mann aus El Paso erschienen - zumindest aus der Eurowestern-Perspektive bereits dem Spät-Italowestern zuzurechnen. Der Film entstand sehr getreu der Romanvorlage, und blieb die einzige Verfilmung von Hofmanns Romanen. Der Film war Teil eines Bronson-de Laurentiis Deals und wäre ohne Bronson so vermutlich auch nicht Zustande gekommen. Dabei ist der Film schon aus mehrerlei Hinsicht interessant: Trotz des Themas ist es kein harter Rancher-vs-Cowboy Film, trotz des Themas ist es kein didaktischer Coming-of-Age-Streifen, und trotz des Genres knistert der Film geradezu von sexueller Energie und viel Doppeldeutigkeit (mehrfach im Film angedeutet oder gar explizit thematisiert). Und das, obwohl man dem Film auch unterstellen könnte, eigentlich eher für ein junges Publikum gemacht worden zu sein. Und nicht nur das, es gibt - immerhin sind das die frühen Siebziger - sogar Pferde beim Geschlechtsverkehr und etwas nackte Haut zu sehen. daher letztlich doch ein vielleicht etwas erwachsenerer Film, bzw eher als solcher gedacht als letztlich auch im Marketing zu vernehmen. Marketing war letztlich auch was zum scheitern verurteilt war: man versuchte den Bronson Fans einen harten Bronson Film zu verkaufen, dem Italowestern Publikum in Europa einen klassischen Italowestern, und dem US-Publikum ein John Sturges Epos, während die TV Sender sich über einen jugendfreien Fernsehfilm freuten den auch Mädchen gucken würden wegen der Pferde.

Wilde Pferde

Warum nun in vielen europäischen Fassungen nur der eher weniger bekannte Diulio Coletti als Regisseur genannt wird, fragte ich mich zunächst. Das könnte zweierlei Gründe haben, einmal um den Film eher Italowestern-hafter wirken zu lassen im Marketing, oder aus vertraglichen Gründen. Ein dritter Grund könnte sein dass Sturges damit nichts zu tun haben wollte nachdem er das finale Produkt sah. Der Audiokommentar erläutert das aber dann unter anderem so, das Coletti hinterher geholt wurde um Szenen nachzudrehen. Der Film sollte ja nie ein großer Western sein, aber das Ergebnis fanden die Finanziers dann doch etwas unbefriedigend, daher dachte Dino de Laurentiis man könne den Film kommerziell retten wenn man ihn noch etwas bissiger machen würde, und gerade den Familienkonflikt etwas herausarbeitet. Dazu wurde der legendäre Elmore Leonard an Bord geholt, um einige Zusatzszenen zu entwerfen, die dann aber Sturges nicht mehr machen konnte, und so Coletti angeheuert wurde. Das betrifft beispielsweise den Vorspann, eine frühe Szene in der Bar oder Szenen mit Jill Ireland. Warum nun in manchen Ländern Coletti als der Regisseur genannt wird, mag vielleicht vertragliche Gründe gehabt haben.

Der Film hat mich nicht vom Hocker gehauen, bietet aber eine sehr schöne Leistung von Bronson und einige interessante Aspekte, angefangen von den besagten Sexualthemen. So darf sich Bronson auch einmal mit Diana Lorys ins Tipi zurückziehen (die ist auch in Villa Rides zu sehen, der ebenfalls bald bei Koch Films erscheint) und der junge Jamie merkt auch, dass Mädchen vielleicht nicht ganz so nutzlos sind wie er zunächst annahm. Hinzu kommt aber auch dass es ein weiterer Film ist indem das Paar Bronson und Ireland auf der Leinwand super zusammenspielen. Und dann gibt es ein paar andere bekannte Gesichter zu sehen, wie beispielsweise Ettore Manni als Sheriff und Fausto Tozzi als Catherines Chauffeur Cruz. Im Audiokommentar erfährt man unter anderem, dass viele der Pferde leider an einem Virus starben beim Dreh. Da erfährt man noch vieles mehr, aber was ich sagen möchte ist, dass der Film bei näherer Betrachtung viel Stoff birgt, der zu einer intensiveren Befassung einlädt, obwohl er als Film selbst nicht besonders herausragend ist.

Wilde Pferde

Die BluRay

Koch Films bringt den Charles Bronson Klassiker auf Bluray und zwar als Mediabook - in drei Cover-Varianten und mit drei Discs (2 BluRays und eine DVD). Auf der einen ist die Kinoversion ("alternative Breitbild-Fassung" genannt) auf der anderen eine Vollbild-Fassung. Die Vollbildfassung ist eine Neuabtastung vom Negativ eines italienischen Prints (daher auch der Vorspann auf Italienisch in dem John Sturges nicht der Regisseur ist), während die Kinofassung eine Abtastung einer 35mm Kinokopie ist (also nicht vom Negativ), die auch entsprechend etwas abgenudelter daherkommt um es vorsichtig zu formulieren. Das erklärt auch, warum Koch das eher als "Extra" kommuniziert. Man hat nun als Cineast drei Optionen: Man schluckt seinen Stolz und guckt das in 4:3, oder man hat am BluRay Player oder TV eine einfache Möglichkeit, die fürs Kino gedachte Maskierung auf etwa 1.66:1 durch die Zoom Einstellung o.ä. nachzukonstruieren, oder man guckt die Kinoversion und verzichtet auf den Zugewinn an Qualität den die Abtastung der Open-Matte Version mitbringt. Da mir nur die letztgenannte zur Verfügung stand, entschied ich mich für Option 1, denn man Setup macht mir ein Nachmaskieren nicht so einfach, bzw fand ich das Ergebnis auch nicht so zufriedenstellend, aber das kann jeder selbst probieren.

Wilde Pferde

Die Bildqualität hier ist ziemlich gut, aber der Grad an Rauschunterdrückung und Kantenglättung ist ersichtlich und das Bild wirkt insgesamt dadurch für meinen Geschmack einen Tick zu künstlich und TV-haft, was den Filmgenuss etwas schmälert. Teilweise wirkt das Bild auch etwas fad, manchmal hat es auch einen leichten Farbstich. Unterm Strich nicht das allerbeste Bild, aber es sieht so wenigstens nicht aus wie einmal durch den Fleischwolf gedreht - von der alternativen Breitbildfassung will ich mir aber mal ein Bild machen. Andererseits schafft es z.B. Indicator in England, eine Breitbildoption aus diesem restaurierten Material anzubieten, das wäre natürlich auch hier wünschenswert gewesen um nicht selbst am Bild rummachen zu müssen. Screenshots, die ich unfairerweise für diesen Artikel benutze, sind von der der UK-BluRay mehr davon findet ihr unter diesem Link.

Der Ton (Englisch getestet) klingt finde ich nicht großartig. Er klingt teilweise etwas fad und blechern, bringt aber immerhin teilweise auch ein paar Tiefen mit und es mangelt nicht an der Dialogverständlichkeit. Die Tonquelle scheint aber nicht in allerbester Form gewesen zu sein, was teilweise leichtes Säuseln zur Folge hat und insgesamt ein etwas unausgeglichenes Tonbild abgibt. Das ist aber alles zu verschmerzen und jammern auf recht hohem Niveau. Es gibt auch die deutsche Synchronfassung, allerdings leider nicht die Italienische oder Französische, die man aus Gründen der Vollständigkeit durchaus hätte mit anbieten können finde ich. Es gibt Untertitel auf Deutsch oder Englisch.

Wilde Pferde

Zu den Extras gehört einmal der Audiokommentar von Filmhistoriker Paul Talbot, dem Charles Bronson Kenner schlechthin. Sein Kommentar ist ein Misch aus szenenspezifischen und kontextuellen Infos und das ist ein wirklich super informativer Track, total empfehlenswert. Hinzu kommen ein Interview mit Makeup-Artists Giannetto de Rossi und Daneielle Nannuzzi (ca 35min), ein Interview mit Schauspieler Vincent van Patten (8min) und eines mit Drehbuchautor Stephen Geller (20min). Außerdem gibt es ausgiebige 8mm Aufnahmen vom Set (17min) und alternative Vorspann Versionen (die engl. Chino in schlechter Qualität, und die italienische Breitbild-Variante). Warum man nicht auch noch eine deutsche Titelsequenz auftreiben konnte ist mir schleierhaft. Mit dabei ist auch der französische Trailer, ein US TV-Spot und eine Bildergalerie. Im Mediabook ist noch ein 24-seitiges Booklet von Nicolai Bühnemann, das mir aber noch nicht zur Verfügung stand.

Verfasst von Seb, publiziert am 4. Juli 2022

Die BluRay wurde uns zur Verfügung gestellt.

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