Der Mann aus Virginia BluRay Rezension: Difference between revisions

From The Spaghetti Western Database
Jump to: navigation, search
 
Line 34: Line 34:
[[File:DerMannAusVirginiablu.jpg|right|400px]]
[[File:DerMannAusVirginiablu.jpg|right|400px]]


Zu Aufmachung, Poster und Booklet schreibe ich nochmal sobald ich die Verkaufsversion habe.
Das Booklet liefert erneut je einen prima Text von ''[[User:Magdebuerger|Lars Johansen]]'' und ''Marco Koch'', indem die beiden die Geschichte, Kontext, handelnde Personen und Wirkung des Films gekonnt under die Lupe nehmen und kontextualisieren. Eine wie immer schöne Lektüre zum Abschluss. Zu Aufmachung und Poster aktualisiere ich diesen Artikel nochmal sobald ich die Verkaufsversion habe. Ich werde erneut ein kleines Unboxing-Video machen.


===Fazit===
===Fazit===

Latest revision as of 17:18, 26 June 2022

Besprechung der Koch Films BluRay Veröffentlichung von Der Mann aus Virginia, ab 7. Juli 2022 im Shop des Labels erhältlich. Es handelt sich um den zweiten Teil der neuen Western All'Arrabiata Reihe.

California

Der Film

California Poster

Rope Whittaker (Raimund Harmstorf) und seine Kopfgeldjäger, darunter Plummer (Robert Hundar), treiben steckbrieflich gesuchte Männer zusammen, viele davon Südstaatler die jetzt nach Kriegsende wegen diversen, teils anzweifelbaren, Delikten gesucht werden. Dabei gehen sie rücksichtslos vor und stellen sich als kaltblütige Killer heraus. Währenddessen zieht ein besitzloser Soldat der den Namen der Tabakmarke Michael Random nutzt (Giuliano Gemma) ziellos durch die Lande. Sein ebenfalls in grauer Uniform mitleidender neuer Freund Willy Preston (Michael Bosé) und er werden eines abends Zeuge wie die Bande eine ganze Gruppe von Vertriebenen kaltmacht. Wegen einer eher zufälligen Keilerei mit einem verbitterten Vater der seinen Sohn im Krieg verlor, sind sie auf der Flucht, doch Willy wird es nicht überleben. Michael macht sich auf nach Georgia zu dessen Vater (William Berger), Mutter und Schwester Helen (Paola Dominguín) nach Hause um ihnen die schlechte Nachricht zu überbringen, zieht es aber vor zu sagen der Sohn sei im krieg gefallen. Michael beginnt mit seiner neuen Familie ein Bauernleben und verliebt sich in Helen. als die beiden beim einkauf drei Südstaatler Flüchtlinge mit in die Stadt nehmen, geraden sie in eine Schießerei als Whittakers band sich die drei vorknöpft. als der Sheriff in der Stadt eintrifft macht die Bande sich mit Helen als Geisel aus dem staub. California/Michael macht sich auf sie zu befreien, und jetzt sind es Ropes Bande auf die Kopfgelder ausgestellt sind..... doch es wird kein so simpler Rachefeldzug....

Der Mann aus Virginia, ein seltsamer deutscher Titel, da die Titelfigur ja California heißt (wegen des Südstaatler-Kontexts hat man wohl einen anderen Bundesstaat ausgesucht, aber auch wenn sich der Titel vielleicht auf Willy beziehen hätte sollen, der ist ja aus Georgia - naja egal), ist ein überdurchschnittlich guter später Italowestern der 1977 in die italienischen Kinos kam. Überdurchschnittlich unter anderem schon deshalb, weil er handwerklich sehr gut gemacht ist. Dazu tragen bei die Kostüme des legendären Carlo Simi, ein etwas eigenwilliger aber guter Score von Gianni Ferio und die Regie des eigentlich in leichtherzigeren Filmen beiheimateten Routiniers Michele Lupo der hier in dem seriösen Metier ein gutes Bild abgibt, in etwa vergleichbar aber anders als sein Film Arizona Colt, der dieses Jahr ebenfalls noch auf BluRay erscheinen wird.

California

Der Film, bei dem schon der Vorspann einen Anspruch an Authentizität aufbaut, ist eigentlich ein grimmiger Vertreter des Genres, und sogar stellenweise extrem brutal. Von ein paar wenigen leichtherzigen Momenten abgesehen, die ein wenig aus der Rolle tanzen (Soldaten die versuchen Frösche zu fangen, um nur eine zu nennen - gleichzeitig aber wegen des extremen Hungers auch bitterer Ernst), ist der Film geradezu düster, pessimistisch und etwas erdrückend. Das beginnt damit, dass ein Großteil des Films in Regen und Matsch spielt, ganz passend zum Thema, und sich nur manchmal mit etwas Grün und Braun abwechselt. Dazu hat man an den durchaus bekannten Drehorten zu untypischen Jahreszeiten gefilmt als sonst, was dem Film sehr gut tut (ähnliche Ansätze findet man wieder in Keoma, aber auch schon früher in Django).

Dass es ein später Vertreter des Italowesterns ist, sieht man aber nicht nur am Look-and-Feel und dem melancholischen Grundton, sondern auch in der selbstbewussten Nutzung generell abgenudelter Italowestern-Elemente auf andere Art und Weise. Das sehr gute Drehbuch bietet hier beispielsweise eine nachdenkliche, und überzeugende Performance von Berger, ein Auftritt der oft übersehen wird, sowie einer waschechten kleinen Lovestory und eine überraschend ausgedehnte Befassung mit dem Leben auf dem Land und vor allem dem Schicksal von Kriegsgefangenen in der Phase kurz nach Kapitulation. Der Film widmet sehr viel seiner Laufzeit diesen Kontexten und bringt dadurch fast schon zu viel Substanz, so dass die Story bei seiner unausweichlichen Conclusio fast schon wie Beiwerk wirkt. Aber auch das ist eben Ausdruck des Spätwesterns: die Erwartung der Zuschauenden, dass der Film sich auf die traditionellen Kernelemente des Genres konzentriert, bleibt unerfüllt.

California

Für Giuliano Gemma (Friss oder Stirb) war es nicht der letzte Italowestern, bereits ein Jahr drauf erschien Silbersattel von Lucio Fulci, ein meiner Meinung nach weniger guter Film aber nicht minder bekannt unter den Spät-Italos. Raimund Harmstorff (Der Seewolf, Inglorious Bastards) bietet hier eine gute Schauspielleistung, bekommt aber recht wenige Zeit vor der Kamera. Noch weniger zu sehen ist der zu Unrecht oft übersehene Robert Hundar (Todesmarsch der Bestien) als sein Sidekick. Überraschend war ein kleiner Gastauftritt von Alberto dell'Acqua und Chris Avram als Journalist Bert Nelson, der eine zentrale Rolle im Film einnimmt und ihm eine politische Note gibt. Bosé, eigentlich Popstar, ist Sohn der bekannten Schauspiel-Legende Lucia Bosè - und seine Schwester Helen auf der Leinwand wird gespielt von seiner Schwester im echten Leben (den Nachnamen seines Vaters tragend), Paola Dominguín. Alles in allem eine gute Truppe und ein interessanter Film den Italowestern-Fans gesehen haben müssen.

Der Mann aus Virginia BluRay Koch Films

Die BluRay

Der nächste Eintrag der zehnteiligen Reihe stellt ein Upgrade nach HD eines Films dar, der sowohl von Koch Films als auch noch früher von NEW bereits auf DVD ausgewertet wurde. Der Sprung ist dennoch substantiell und die Investition das Geld wert, nicht nur für alle diejenigen die lediglich dem Pixelbrei und den geringen Auflösungen aus der DVD-Ära Adios sagen möchten.

Der HD Transfer beinhaltet den englischsprachigen Vor- und Abspann (italienische oder deutsche Vorspänne liegen leider der Vollständigkeit halber nicht bei). Das Bild der BluRay sieht insgesamt ziemlich gut aus, nur teilweise mutet die Kantenglättung ein wenig stark an, es leidet gerade im Hintergrund manchmal dadurch das Detail und der Film-Look. Es gibt auch ein paar Szenen, die insgesamt etwas gelblicher daherkommen als der Rest, teilweise ist auch leichter Schleier und stärkeres Grieseln zu sehen (man muss wissen dass es in den späten 70ern durchaus auch Stilmittel wurde, etwas trüben Look zu generieren, das nur nebenbei). Insgesamt sieht das Bild lediglich nicht immer glasklar und poliert aus, aber das passt ja auch gut zu dem Film. Unterm Strich kann sich das ganze sehr gut sehen lassen, mit meist satten Farben und sehr guten Kontrasten und ziemlich sauber abgetasteten Bildern, es ist eine Freude den Film so zu sehen. Vier Beispiel-Screenshots der französischen Bluray, dessen Master vermutlich das gleich ist, |https://www.westernmovies.fr/dvd/testdvd-1485-california.html gibt es hier|, und zum Vergleich wie popelig die DVD damals aussah:

Cal2.jpg C3.jpg

Beim Ton habe ich mich diesmal entschieden, den Film auf Italienisch mit deutschen Untertiteln zu sehen. Der Klang ist zufriedenstellend, ist lediglich bei Geräuschen, inklusive Actionsequenzen, etwas mehr blechern als wünschenswert. Die Deutsche und Englische Tonspur, in die ich diesmal nur stichprobenartig reinhören konnte, klingen ebenfalls ganz gut und aber ebenfalls beide nicht überragend, dazu mangelt es den Abmischungen an einer gewissen Räumlichkeit oder Dynamik. Eine kleine Schwäche der Veröffentlichung ist sicherlich die, dass im Gegensatz zu The Hellbenders hier nun keine englischen Untertitel mit an Bord sind, das ist ein wenig schade.

Bei den Extras handelt es sich um bereits bekanntes Material. Da wären zum einen das Interview mit Fabio Melelli (8 Minuten), dass sich thematisch auf die Spätphase des Italowesterns konzentriert, zu der der Film gehört.. Das Interview mit Roberto Leoni ist erfrischend, informativ und recht umfangreich (31 Minuten). Es skizziert die Karriere des Drehbuchautors und seine Einflüsse bis hin zum Entstehen von California. Außerdem liegt der englischsprachige Trailer bei sowie eine Bildergalerie. Etwas schade dass nicht noch mehr Trailer versammelt wurden, sollte es doch mindestens noch einen italienischen geben vermutlich.

DerMannAusVirginiablu.jpg

Das Booklet liefert erneut je einen prima Text von Lars Johansen und Marco Koch, indem die beiden die Geschichte, Kontext, handelnde Personen und Wirkung des Films gekonnt under die Lupe nehmen und kontextualisieren. Eine wie immer schöne Lektüre zum Abschluss. Zu Aufmachung und Poster aktualisiere ich diesen Artikel nochmal sobald ich die Verkaufsversion habe. Ich werde erneut ein kleines Unboxing-Video machen.

Fazit

California bzw. Der Mann aus Virginia ist ein in seinen Details hochwertiger und überzeugender Spät-Italowestern an dem Fans des Genres ihre Freude haben sollten. Im Wirken von Gemma und Lupo gleichermaßen zu Unrecht oft ein wenig übersehen hoffe ich dass mit dieser Veröffentlichung ein wenig Wertschätzung für den Film zurückkehrt, den ich deutlich schlechter in Erinnerung hatte als er ist. Man wird viel daran zu kritisieren haben, und wer viel Action möchte bleibt auch über weite Strecken enttäuscht, aber wenn man ein paar Schichten der Zwiebel zurückblättert, die der Film darstellt, wird man von einem doch recht faszinierenden Western belohnt. Die BluRay ist völlig solide, wenn auch nicht überragend, vor allem bei den Extras wäre noch ein bisschen mehr drin gewesen. Ein guter zweiter Eintrag in der (leider und unverzeihlich nur im Label Shop erhältlichen) Reihe, die auf mehr hoffen lässt und aber eine wichtige HD-Lücke im Regal zu füllen hilft.


Verfasst von Sebastian und publiziert am 25. Juni 2022.

Eine Vorabversion der BluRay wurde uns dankenswerter Weise von Koch Films zur Verfügung gestellt. Die im Artikel verwendeten Screenshots sind sind keine 1:1 Repräsentation der Bildqualität der besprochenen BluRay. Screenshots der vermutlich identischen BluRay aus Frankfreich kann man hier bewundern.

Cookies help us deliver our services. By using our services, you agree to our use of cookies.