Die letzten Zwei vom Rio Bravo Review (by Siringo)

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Auch wenn Pat Garrett Geschäfte mit Gaunern macht, Ordnung muss sein. "... ihnen macht es wohl nichts aus wenn sie mir eine Quittung geben." "Aber gar nicht. Ich bin ein korrekter Geschäftsmann, Senior!"

Technische Daten & Cast

Filminfo

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Darsteller

  • Rod Cameron (Pat Garrett)
  • Horst Frank (Billy Clayton)
  • Angel Aranda (George Clayton)
  • Mimmo Palmara (Santero)
  • Vivi Bach (Agnes Goddard)
  • Hans Nielsen (Reverend)

Film

Die Brüder Billy (Horst Frank) und George Clayton (Angel Aranda) nutzen den Umstand dass Pat Garrett (Rod Cameron), der Sheriff des kleinen unweit der mexikanischen Grenze gelegenen Städtchens Rivertown, gerade in der Kirche heiratet, um die örtliche Bank zu überfallen. Besonders schlau ist das nicht, denn in diesem Städtchen sind beide aufgewachsen. Prompt wird George, für den es der erste Banküberfall ist und der sich noch dazu eher unbeholfen anstellt, von den zwei Bankangestellten erkannt. Billy erschießt sie.

Von der Trauungszeremonie wegeilend nimmt Pat Garrett samt Hilfssheriffs sogleich die Verfolgung auf. An der Grenze zu Mexiko bleiben die Hilfssherrifs zurück, Garrett reitet alleine nach Mexiko weiter. Recht bald schon findet er die zwei Brüder und überwältigt sie. Der Weg zurück über die Grenze erweist sich aber als schwierig da der Bandit Santero (Mimmo Palmara) vom Banküberfall und auch den zwei nun in Garrett´s Gewahrsam befindlichen Brüdern samt sichergestellter 30.000 Dollar Beute erfahren hat. Er will unbedingt an das geraubte Geld und verfolgt Garrett samt seinen Gefangenen. Am Anwesen der Rancherin Agnes (Vivi Bach), wohin sich Pat Garrett durchgeschlagen hat, kommt es zu einer letzten großen Schießerei. Als Santero Verstärkung erhält und die Sache schon verloren scheint, greift die US Kavallerie ein!

Anmerkungen & Kritik

Italo-Western von Mario Caiano (Es geht um deinen Kopf, Amigo; Der Letzte Zug nach Durango; Django spricht das Nachtgebet) – noch unter dem Pseudonym Mike Perkins - aus dem Jahr 1964, der "Gründerzeit" des Genres.

Die letzten zwei vom Rio Bravo wurde zeitgleich mit Für eine Handvoll Dollar realisiert, zum Teil auch in den gleichen Kulissen gedreht. Was nichts daran änderte dass er bei weitem nicht so erfolgreich an der Kinokasse war wie der dann einen Monat später startende Leone Film. Das mag wohl auch daran liegen dass Die letzten Zwei vom Rio Bravo ein sehr amerikanisch inszenierter und wirkender Italo-Western ist - das zeigt alleine schon das finale Auftreten der US Kavallerie. Fast so etwas wie eine Mischung aus John Wayne Western und Karl May Film mit einer Prise Italo-Western-Feeling gewürzt. Das ist hier gar nicht abwertend gemeint. Es ist ein relativ guter - auch gut fotografierter - aber halt recht konventioneller Western geworden, für das damalige Publikum vielleicht ein wenig zu konventionell. Während Leones Für eine Handvoll Dollar vom Stil her etwas vollkommen neues, innovatives wurde. Gemein und dreckig agieren Leones Protagonisten, während bei Die letzten Zwei vom Rio Bravo mit Ausnahme des verstaubten Anzugs von Pat Garrett alles recht sauber ist.

Obwohl der Film insgesamt noch sehr amerikanisch wirkt, sind schon erste Spuren von Bestandteilen späterer Italo-Western zu finden. So durchquert der Held nicht Indianergebiet, sondern schlägt sich in Mexiko durch. Und es sind nicht die Indianer die Bösewichte, die von der US Kavallerie in ihre Schranken gewiesen werden, sondern mexikanische Banditen.

Man setzte auf den US Schauspieler Rod Cameron als Hauptdarsteller weil er damals einen gewissen Namen und Bekanntheitsgrad hatte. Er wirkt in der Rolle des Pat Garrett recht souverän, ab und zu kommt sogar so etwas wie Selbstironie durch. Der Pat Garrett dieses Films ist zwar in seinem Handeln recht pragmatisch, jedoch ein sehr korrekter Mann, so korrekt, dass es manchmal schon skurril wird:

  • Er erwischt einen der Bankräuber-Brüder und will von ihm wissen wo sich der andere versteckt. Da dieser zunächst nicht sehr auskunftswillig ist, drückt Garrett dessen Kopf in einem Trog unter Wasser. Dies macht er solange, bis er die gewünschte Auskunft erhält. Danach nimmt Garrett ein Tuch und trocknet damit dem Gefolterten das Gesicht wieder ab.
  • Um mit seinen Gefangenen von Mexiko wieder zurück nach Texas zu kommen benötigt er Pferde, Proviant und vor allem Wasser. Der mexikanische Wirt nützt die Notlage der Yankees schamlos aus um das Gewünschte zu einem Wucherpreis zu verkaufen. Um den Preis – widerstrebend – zahlen zu können muss Garrett notgedrungen auf den Bargeldbestand der sichergestellten Beute zugreifen. Daher lässt er sich vom Wirt eine Quittung für die Bezahlung der Güter geben.

Der von Horst Frank gut und interessant verkörperte Bösewicht Billy Clayton entspricht von Kleidung und Agieren am ehesten schon den Italo-Western Schurken der späteren Jahre. Ein Einzelgänger der zu allererst an sich denkt, "wenn sie mich bisher noch nicht geschnappt haben, dann deswegen weil ich grundsätzlich meine Geschäfte alleine erledige. Keine Zeugen, keine Mitwisser." Er hat seine Macken wenn er z.B. seinen Bruder oder Pat Garrett durch das rezitieren von Texten aus einem kleinen Büchlein voll "goldener Lebensregeln" nervt, "geh immer nur an Deinen eigenen Brunnen wenn Du trinken willst. Und schöpfe allein, damit nur dein Brunnen dich trinken sieht. Und sonst niemand." Oder arrogant abweisend wenn eine mexikanische Saloonschönheit seine Nähe sucht: "Billy, du weißt ja nicht wie froh ich bin", "willst Du mir einen Gefallen tun?" "Jeden, Billy!", "Dann lass mich los."

Mimmo Palmara, der den mexikanischen Banditen Santero verkörpert war ursprünglich auch als Darsteller des dann von Gian Maria Volonte gespielten Ramon in Für eine Handvoll Dollar im Gespräch.

Für Vivi Bach als Agnes Goddard war es der einzige Ausflug ins Italo-Western-Genre. Im deutschsprachigen Raum wurde die mit Dietmar Schönherr verheiratete u.a. mit der Spielshow „Wünsch dir was“ bekannt.

Gegen Ende des Films wird der Zuseher sogar Zeuge explizierter Grausamkeit. George zieht eine Mundharmonika aus seiner Jackentasche um diese zu bespielen. Agnes setzt sich sogleich ans Piano um ihn musikalisch zu begleiten, dabei lauthals ein Liedchen trällernd. Ich bin kein großer Freund solcher kitschigen Szenen, aber diese nimmt man dem Film gar nicht einmal übel. Verblüfft nimmt man diese überraschende Einlage zur Kenntnis. Denn irgendwie passt es in die Atmosphäre und verleiht dem Film so seine eigene liebenswerte Note.

An die Klassiker des Genres kommt der Film nicht heran. Dazu ist er viel zu konventionell. Insgesamt aber ein solider Genrebeitrag aus der "Gründungszeit" des Italo-Western der überraschend gut unterhält.

Musik

Morricone (unter dem "fantasievollen" Pseudonym Emil Morik) steuert eine respektable Filmmusik bei, die schon sanft erste Italo-Western-Melodien anklingen lässt, jedoch noch sehr auf einen Film amerikanischer Machart zugeschnitten ist. Das schöne Titellied "Lonesome Billy" ist interessanterweise dem Banditen Billy Clayton gewidmet.

Hörprobe: Lonesome Billy | Bullets Don't Argue

DVD

Deutschsprachig gibt es den Film zum Zeitpunkt der Rezension als DVD bei KOCH-MEDIA. Wie gewohnt wurden Bild und Ton wieder vorbildlich restauriert. Gut und informativ sind die im DVD Umschlag enthaltenen Hintergrundinformationen.

DVD Extras:

  • Featurette: Pistolen diskutieren nicht 9:00 Minuten
  • Featurette: Lonesome Bruschini 11:00 Minuten
  • deutsche, italienische und englische Sprachfassung
  • Trailer deutsch und italienisch
  • Bildergalerie
  • ein Hidden Feature in den DVD Extras das man sich ansehen bzw. anhören sollte

Die Featuretten beinhalten je ein Interview mit dem Regisseur Mario Caiano und dem Filmhistoriker Antonio Bruschini und sind, wie bei KOCH-MEDIA üblich, sehr interessant.

Resümee

Italo-Western von Mario Caiano aus dem Jahr 1964. Er ist sehr konventionell angelegt und wirkt noch recht amerikanisch. Fast so etwas wie eine Mischung aus John Wayne Western und Karl May Film mit einer Prise Italo-Western-Feeling gewürzt. An die Klassiker des Genres kommt der Film nicht heran. Insgesamt aber ein solider und gut fotografierter Genrebeitrag aus der "Gründungszeit" des Italo-Western der gut unterhält.

Film Review by Siringo, 24. August 2010


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