Lasst uns töten, Companeros Review (by Siringo)
- Originaltitel: Vamos a matar, compañeros
- Entstehungsjahr: 1970
- Regie: Sergio Corbucci
- Kamera: Alejandro Ulloa
- Musik: Ennio Morricone
- Laufzeit: 120 Minuten
- Bildformat: 16:9
Darsteller
- Franco Nero (Yodlaf Petersen, der Schwede)
- Tomas Milian (der “Baske”)
- Iris Berben (Lola)
- Fernando Rey (Professor Xantos)
- Jack Palance (John)
- Jose Bodalo (General Mongo)
- Eduardo Fajardo (Colonel)
- Karin Schubert (Zaira)
Film
Mexiko, vermutlich um 1910. Porfirio Diaz versucht mit repressiven Mitteln eine Wiederwahl und somit Verlängerung seiner autoritären Präsidentschaft zu erzwingen. Seine Herrschaft stützt sich vor allem auf das Militär, Großgrundbesitzer und (amerikanische) Industrielle. Revolutionäre Kräfte bekämpfen das System mit Waffengewalt, es gibt aber auch eine idealistische Studentenbewegung unter Professor Xantos die mit friedlichen Mitteln einen Umschwung herbeiführen will.
General Mongo (Jose Bodalo) kämpft im Namen der Revolution gegen die Regierungstruppen. Eigentlich ist er aber ein Bandit der sich im Namen der Revolution bereichert. „… ich verrate dir was ich von der Revolution erwarte: Die Revolution soll mir die Taschen mit Gold voll stopfen.“ Eher durch Zufall wird der Baske (Tomas Milian), so genannt weil er immer eine Basken-Mütze trägt, von Mongo rekrutiert.
Im mexikanischen Dorf San Bernardino will der schwedische Waffenhändler Yodlaf Petersen (Franco Nero), auch der Schwede genannt, mit Mongo Geschäfte machen. Mongo ist jedoch knapp bei Kasse und kann den Schweden nicht bezahlen. Die Lösung des Problems verheißt ein in San Bernardino erbeuteter Tresor. Die einzig noch lebende Person (die anderen hat Mongo etwas vorschnell erschießen lassen) welche die Kombination des Tresors kennt ist der friedliebende aber der Revolution verbundene Professor Xantos (Fernando Rey) der jedoch in Amerika im Gefängnis sitzt.
Schwede und Baske reiten über die Grenze nach Amerika um den Professor zu befreien und zurück nach Mexiko zu bringen. Dabei kreuzen sie immer wieder den Weg des Marihuana rauchenden Killers John (Jack Palance) und seiner Gesellen die mit den Regierungstruppen kooperieren. John hat aus früheren gemeinsamen Tagen noch eine offene Rechnung mit dem Schweden.
Zurück in San Bernardino kommt es zum großen Showdown bei dem Mongo, John, aber auch der Professor ihr Leben verlieren. Der Schwede erkennt dass Gold nicht alles ist und bleibt beim Basken und den verbliebenen Anhängern Xantos um ihnen gegen anrückende Regierungstruppen beizustehen.
„… mein Preis ist der gleiche, ob für Studenten oder für Banditen …“ (Zitat Yodlaf Petersen, genannt der Schwede)
Anmerkungen & Kritik
Revolutionswestern aus dem Jahr 1970 von Sergio Corbucci der einige Klassiker des Italo-Western (Django, Leichen pflastern seinen Weg, Mercenario – Der Gefürchtete) geschaffen hat. Dieser Film hier ist, im Vergleich zu Corbuccis Hauptwerken, vergleichsweise lässig inszeniert. Veröffentlicht wurde er entweder unter "Lasst uns töten, Companeros" (“Vamos a matar, companeros”) oder "Zwei Companeros". Der Film hatte offenbar ein gut dotiertes Budget, was sich recht positiv in ansprechender Szenenausstattung auswirkt. Die Darsteller sind allesamt in Spiellaune, Tomas Milian und Franco Nero harmonieren gut miteinander.
In weiteren Rollen Eduardo Fajardo als Colonel und Iris Berben als überzeugte Revolutionärin Lola.
Ich hatte freilich schon seinerzeit im Kino zwiespältige Gefühle. Einerseits ist es zweifelsohne ein Italo-Western über dem Durchschnitt des Genres, auch vergnüglich anzusehen, mit ansprechender schauspielerischer Leistung, andererseits konnte und kann ich mich eines gewissen Deja-vu Effekts nicht erwehren. Der Film wirkt wie ein Remake, eher noch wie eine Variation von Motiven des ebenfalls von Corbucci zwei Jahre zuvor gedrehten Mercenario der im direkten Vergleich viel sorgfältiger konstruiert und inszeniert ist und als einer der Hauptwerke des Italo-Western gilt.
Zwischen beiden Filmen gibt es schon in Besetzung und Rollencharakter Ähnlichkeiten: Palances Killer John könnte der etwas abgehalfterte Zwillingsbruder Ricciolos aus Mercenario sein, mit jeweils herrlich überzeichnetem Abschaum als Handlanger. Es gibt mit dem Basken und Lola auch wieder die Kombination unbedarfter Möchtegern-Revolutionär mit idealistischer Begleiterin. Eduardo Fajardo hat zu Beginn einen kurzen Auftritt, der sinngemäß jenem in Mercenario ähnelt. Und Franco Neros Yodlaf Petersen ist wieder der überheblich überlegene Söldner, hier vielleicht noch um eine Spur cooler.
Gäbe es nicht den zwei Jahre zuvor gedrehten Mercenario, so wäre mein Zugang zum rezensierten Film vielleicht weniger voreingenommen. Wie auch immer, auch wenn mir persönlich die lässige Inszenierung von „Lasst uns töten, Companeros“ nicht so zusagt ist es dennoch ein guter Film, aber nicht so gut wie er offenbar populär ist.
Eine ähnliche Thematik wie in Zwei Companeros wurde übrigens von Sergio Sollima mit Lauf um dein Leben sehr stimmig umgesetzt.
Musik
Die Musik stammt unverwechselbar von Morricone der mit „Vamos A Matar Companeros“ ein gut zum Film passendes Hauptmotiv komponiert hat. Allerdings wirkt dieses durch seine oftmalige Wiederholung an manchen Stellen schon etwas penetrant. Yodlaf Petersen hat mit „Il Pinguino“ ein eigenes Leitmotiv bekommen. Insgesamt hat Morricone aber schon variantenreichere Filmmusik geliefert.
Hörprobe: Il Pinguino, Vamos A Matar Companeros
Für den martialischen Titelsong gibt es übrigens auf der SWDB eine englischsprachige Übersetzung.
DVD
Es gibt am deutschsprachigen Markt mittlerweile mehrere Ausgaben des Films in verschiedenen Synchronfassungen, sowie gekürzte und ungekürzte Versionen.
Die Box von Starlight Film enthält zwei DVD, neben einigen Extras wie Trailer, Filmografie u.a. sind folgende Fassungen enthalten:
- Vollständige Fassung (120 Minuten - frühere deutsche Fassungen waren zwischen 100 und 110 Minuten) in guter Bildqualität.
- Gekürzte Fassung (104 Minuten) mit stellenweise nerviger Klamauk-Synchronisation und etwas schlechterer Bildqualität.
- Super 8 Version
- Trailer
- Interviews
- Bildgalerie
- Deutsche und englische Sprachfassung
Ebenfalls von Starlight Film gibt es übrigens eine Deluxe Edition, die Fassungen sind aber gleich.
Unterschiedliche Filmfassungen
- Vollständige Fassung in Originalsynchronisation und restauriertem Bild, 120 Minuten Laufzeit
- Klamauk-Fassung in schlechterer Bildqualität, 104 Minuten Laufzeit
Ich finde, es macht nicht viel Sinn einen Film der schon in der Originalfassung satirische Ansätze zeigt, in Dialog und Sprache aber durchaus genreübliches Niveau hat, nachträglich auf Klamauk aus der unteren Schublade zu synchronisieren. Aber nicht nur, dass in der Klamauk-Synchronisation die Dialoge oftmals unterschiedlich sind, ist auch die Sprache dort generell etwas derber, sozusagen im „Gassen-Jargon“. Auch wenn in der „Klamauk“-Fassung scheinbar nur Kleinigkeiten vom Original abweichen, so geben sie dem Dialog und letztlich dem gesamten Film einen vollkommen anderen Charakter.
Beispiele zwischen „Normaler-„ und „Klamauk“-Fassung:
Der Baske wird angeschossen, ein Dollar an richtiger Stelle rettet ihm das Leben:
Normal: „Hat es dich schwer erwischt?“ „Ach wo, es hat mir den Dollar verbogen, der hat mich gerettet.“
„Klamauk“: „Hat es sie erwischt?“ Ach wo, die Sau hat mir aber den Dollar verbogen.“
Normal: „Ich weiß, du klaust alles. Aber unseren Schutzpatron darfst du nicht mitnehmen, der ist zu wichtig für uns.
„Klamauk“: „Es tut mir ja leid, aber das Ding da, das darfst Du nicht mitnehmen, das ist zu wichtig für uns.“
Normal. „Du bist ein Kindskopf.“ „Gib zu, ein selten netter.“
„Klamauk: „Du bist ein kindischer Sack.“ „Aber ein selten netter, nicht wahr?“
Normal: Reiter gibt dem Pferd kommentarlos die Sporen.
„Klamauk“: Reiter gibt dem Pferd mit der Bemerkung „Abmarsch, du Hafersack“ die Sporen.
Resümee
Der Film – in der vollständigen Fassung - ist gut, aber nicht so gut wie er offensichtlich populär ist. Wer Italo-Western mag, für den lohnt sich ein Ansehen trotz (subjektiver) Kritikpunkte des Rezensenten.
Film Review by Siringo, 24. Jänner 2010