Mercenario - Der Gefürchtete Review (by Siringo)

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„Wer sich um Spielregeln kümmert, der verliert … oder etwa nicht?“ (Zitat Ricciolo)

Technische Daten & Cast

Filminfo

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Darsteller

Film

“Den Reichen zu nehmen um es den Armen zu geben, hat noch keinem Reichen gefallen.“

Mexiko um 1910: Der Söldner Kowalski, genannt "der Pole" (Franco Nero), wird vom Minenbesitzer Elias Garcia (Vicente Roca) zur Begleitung eines Silbertransports beauftragt. In der Silbermine angekommen, muss Kowalski jedoch feststellen, dass diese von aufständischen Minenarbeitern unter Führung von Paco (Tony Musante) übernommen wurde. Paco engagiert kurzerhand Kowalski damit er ihnen gegen Alfonso Garcia (Eduardo Fajardo) samt anrückenden Federales beistehen möge.

Unter dem Einfluss seiner idealistischen Geliebten Columba (Giovanna Ralli) entwickelt sich Paco zum Freiheitshelden. Dies geht jedoch nicht ohne die Hilfe von Kowalski der Paco erst zeigen muss wie erfolgreiche Revolution funktioniert und ihm auch auf ungewöhnliche Weise, nämlich anhand eines nackten Frauenkörpers das kapitalistische System erklärt: "Der Kopf, die herrschende Ausbeuterschicht. Der Arsch, das Proletariat. Frage: warum kommen Kopf und Arsch nicht zusammen?" Im Gegensatz zu den engagierten Revolutionären nutzt Kowalski seine Beraterfunktion, bei der er sich buchstäblich für jeden Handgriff fürstlich entlohnen lässt - "Geld ist alles, weil ich es sehen und anfassen kann." - um sich persönlich zu bereichern.

Während ihrer revolutionären Umtriebe kreuzen sie immer wieder den Weg des amerikanischen Söldners Ricciolo (Jack Palance) und seiner Gesellen, die wiederum mit den Federales kooperieren. Kowalski und Ricciolo sind von früher her verfeindet. Und als Ricciolo Kowalski eine Falle stellt, ist es Paco mit seinen Revolutionären der ihm beisteht und rettet. Ricciolo wird jedoch nicht getötet, aber auf eine Weise gedemütigt die er niemals vergeben wird. "Wenn wir uns wieder sehen, bringe ich dich um … Mexikaner."

So wie die Revolutionäre immer erfolgreicher werden, so werden Kowalskis Forderungen immer dreister. Paco, nach den Erfolgen selbstbewusster werdend, enteignet schließlich Kowalski und steckt ihn als Feind der Revolution ins Gefängnis. Ihrer militärischen Führung beraubt haben die Revolutionäre gegen die wenig später anrückenden Federales, die von Garcia und Ricciolo begleitet werden, keine Chance. Paco, Columba, einige wenige Revolutionäre, aber auch Kowalski können dem Gemetzel entkommen. Monate später begegnet Paco in einer Stierkampfarena, wo er nun als Clown untergetaucht ist, Ricciolo und Kowalski, die ihn beide aus unterschiedlicher Motivation aufgespürt haben. "So sehen wir uns wieder, vielleicht zum letzten Mal." Die Begegnung mündet in eines der am besten inszenierten Italo-Western-Duelle.

Anmerkungen & Kritik

Revolutionswestern aus dem Jahr 1968 von Sergio Corbucci der einige Klassiker des Italo-Western (Django, Navajo Joe, Leichen pflastern seinen Weg) geschaffen hat. Bekannt entweder unter „Mercenario - Der Gefürchtete“ (Original: Il Mercenario) oder „Die gefürchteten Zwei“. Deutschsprachig nun erstmals als DVD veröffentlicht gilt der Film als eines der Hauptwerke des Italo-Western.

Damals drehten viele namhafte Regisseure Filme um politische Aussagen an die Öffentlichkeit zu transportieren. Das Italo-Western Genre war zu jener Zeit sehr populär, und die mexikanische Revolution war für Drehbuchautoren das ideale Betätigungsfeld. Somit hatten viele Italo-Western politische Aussagen, die jedoch nach heutigem Verständnis bei weitem nicht mehr so politisch wirken wie seinerzeit. Corbucci war für den Film ursprünglich gar nicht als Regisseur vorgesehen, sondern Gillo Pontecorvo, der sich jedoch kurzfristig entschied lieber „Queimada“ mit Marlon Brando in der Hauptrolle zu drehen.

Corbucci ist im Vergleich zu Sergio Leone oder Sergio Sollima der gewalttätigere und kompromisslosere Regisseur. Mercenario ist natürlich auch gewalttätig und zynisch, er nähert sich dem Thema Revolution aber nicht so ernsthaft wie Damiano Damiani´s sicher enger an der Realität liegenden Klassiker Töte Amigo. Er ist satirisch, verspielt, fast ein wenig geschwätzig und bei weitem nicht so düster und hoffnungslos wie "Django" oder "Leichen pflastern seinen Weg." Dialoge sind zum Teil recht pointiert, die Bildgestaltung optisch opulent, insgesamt sorgfältig konstruiert und inszeniert, mit einem herrlichen Soundtrack Morricones untermalt.

Neben der Musik Morricones in Erinnerung bleibend sind beispielsweise die dumpfen ungläubigen Blicke der Revolutionäre während sich Kowalski mit deren letzten Wasser in der Wüste duscht sowie die Arroganz des als Gentlemans auftretenden Ricciolos, bemerkenswert von Palance dargestellt.

Interessant ist Motivation und Wandlung der Beteiligten: Kaum der harten und ungerechten Minenarbeit entflohen, haben Paco und seine Leute zunächst eher die Einstellung von Banditen. "Für mich bedeutet Revolution die Besitzenden umbringen und ihnen das Geld wegnehmen." Erst später wird sich Paco unter dem Einfluss der Ereignisse zum Revolutionär wandeln. "Ich habe nie gewusst, dass Mexiko so groß ist."

Aber auch Kowalski selbst ist nicht wirklich ein gar so selbstlos Guter. Zum einen macht er für Geld "alles", solange es ihm einen Vorteil bringt (Zitat Kowalski: "Ich stehe immer nur auf einer Seite. Auf meiner!"). Zum anderen plant er aktiv Aktionen wie z.B. den Überfall auf eine Bank um daraus – da ja per Vertrag an allem was den Revolutionären zukommt beteiligt – einen persönlichen Nutzen zu ziehen, ohne selbst ein allzu großes persönliches Risiko einzugehen. Anfangs von den Garcias zum Schutz deren Silber engagiert, wechselt er die Seiten weil er sich von den Revolutionären mehr Profit verspricht. Sie sind für ihn formbarer und willige Handlanger. Er ist ihnen an Erfahrung und Intellekt – nicht jedoch an Moral – überlegen. Kowalski meint einmal zu Paco "Ich kann Dich reich machen, oder berühmt wie Pancho Villa".

Columba ist anfangs die einzige richtige Revolutionären. Ihr Vater war schon einer und wurde deswegen getötet. Sie durchschaut Kowalski und Paco schon von der ersten Minute des Zusammentreffens, als sie aus dem Gefängnis befreit wird. Auf die Frage ob sie sich denn freue aus dem Gefängnis raus zu sein antwortet sie daher konsequent: "Aus der Gewalt von Regierungstruppen in die Hände von Banditen zu gelangen ist kein Grund vor Freude zu weinen!"

Bemerkenswert ist wie Corbucci gegen Ende des Films hin mit den Sehgewohnheiten und der Erwartungshaltung des Publikums spielt. Das Duell in der Arena wäre klassischerweise das Ende eines Films. Nicht jedoch hier. Die Handlung nimmt noch eine unerwartete Wende die dann in einem kleineren Gemetzel und einer weiteren klassischen Schlussszene mündet. Aber noch immer ist der Film nicht zu Ende, denn Corbucci hat noch eine Kleinigkeit zu erzählen bevor er mit den an Paco gerichteten Worten „… träume weiter, aber träume mit offenen Augen …“ seinen Film enden lässt.

1970 hat Corbucci dann mit Lasst uns töten, Companeros (mit Franco Nero und Thomas Milian) eine Art Remake (eher mehr eine Variation von Motiven aus Mercenario) gedreht, das jedoch in direktem Vergleich zu Mercenario bei weitem nicht so stimmig und sorgfältig inszeniert wirkt.

Das Duell

Neben all den erinnerungswürdigen Szenen und Bildern ist das Duell in Mercenario der szenische Höhepunkt.

In vielen Western ist das Duell der Höhe- und Schlusspunkt einer den ganzen Film über währenden Auseinandersetzung. Es wird meist als finale Konfrontation inszeniert. Und wenn ein Duell schon inszeniert wird, dann scheint eine Arena doch tatsächlich der ideale Austragungsort dafür zu sein. Konsequenterweise findet bei Mercenario dieses Duell in einer Arena statt.

"So sehen wir uns wieder, vielleicht zum letzten Mal."

Gegen Ende des Films, nicht jedoch als dessen Abschluss (!), erlebt der Zuseher nun eines der am stimmigsten inszenierten Italo-Western-Duelle, kongenial von Morricones Musik untermalt. Dass Paco zu diesem Duell in (s)einem Clown-Kostüm antritt ist reichlich ungewöhnlich, unterstreicht aber das zirkushafte und verleiht dieser Auseinandersetzung nicht nur optisch seinen besonderen Reiz. Von der Konstellation der Beteiligten erinnert die Konfrontation ein klein wenig an Leones Für ein paar Dollar mehr Endduell.

Das Duell ist innerhalb des Western, gleich einem Opernstück, quasi ein eigener Akt. Besonders intensiv merkt man dies bei Leone bei dem die Schlussduelle sich örtlich und vor allem musikalisch vom übrigen Film abkoppeln. Auch bei Sollima ist dies zu beobachten. Und natürlich bei Mercenario! Hier ist es fast ein Lehrbeispiel eines Duells das bis zum Schluss die Spannung hält. Und es scheint der Ausgang des Duells - anders als bei vielen Italo-Western – tatsächlich ungewiss. Nicht nur deswegen, weil man sich bei Corbucci sowieso nicht sicher sein kann dass der "Held" eine (finale) Konfrontation unbeschadet übersteht. Natürlich hat der Zuseher aufgrund der teilnehmenden Personen eine Vorahnung. Corbucci führt ihn jedoch mehrfach hinters Licht. Denn nachdem die entscheidenden Schüsse gefallen sind, wird die Vorahnung fürs erste einmal auf den Kopf gestellt...

Musik

Morricone steuert (s)eine unverwechselbare, stimmungsvolle Musik bei die den Film nicht nur zu einem visuellen sondern auch akustischen Erlebnis macht.

Hörprobe: Il Mercenario | Estasi | Bamba Vivace | Canto A Mia Tierra | Liberta

DVD

Von KOCH-MEDIA erstmalig als deutschsprachige DVD in Originallänge veröffentlicht. Das Bild wurde überarbeitet, ist gut, aber nicht ganz so scharf wie man es von KOCH-MEDIA erwartet, stellenweise wirkt es ein wenig weichgezeichnet. Was wohl am Ausgangsmaterial liegen wird, immerhin ist der Film über 40 Jahre alt. Trotz allem ist es akzeptabel und man wird den Film wahrscheinlich auch künftig nie in einer besseren Bildqualität zu sehen bekommen. Das Filmvergnügen wird also nicht getrübt.

DVD Extras:

  • Featurette "Die Regeln der Revolution" (etwa 40 Minuten) mit Interviews und Archivmaterial. Sehr interessant!
  • Informatives und unterhaltsames 12-seitiges Booklet
  • Trailer
  • Bildergalerie
  • Deutsche, englische und italienische Sprachfassung

Resümee

Highlight der Italo-Western-Veröffentlichungen 2010. Genre-Klassiker aus dem Jahr 1968 von Sergio Corbucci der einige weitere Klassiker des Italo-Western (Django, Leichen pflastern seinen Weg) geschaffen hat, erstmalig als deutschsprachige DVD. Der Revolutionswestern ist es wert angesehen zu werden und bietet stimmungsvolle Unterhaltung bis zur letzen Minute. Gegen Ende des Films erlebt der Zuseher eines der am stimmigsten inszenierten Italo-Western-Duelle, kongenial von Morricones Musik untermalt.

Film Review by Siringo, 5. Februar 2010 / 2. März 2010


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