Die Verfluchten der Pampas BluRay Review: Difference between revisions

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Die Verfluchten der Pampas (Pampa Salvaje) ist ein epischer argentinischer "Western" von Old Shatterhand Regisseur Hugo Fregonese. Der erstaunlicherweise weniger bekannte Film wurde in dem seltenen und teuren (dafür umso grandioseren) 70mm Filmformat gedreht, und kürzlich von Liebhabern um die Karlsruher Schauburg neu restauriert. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, ist aber gleichzeitig auch ein wenig frustrierend. Warum lest ihr im folgenden Text mit meinen ersten Eindrücken des Films und der restaurierten BluRay (HD Version, denn leider habe ich noch kein 4K UltraHD). Dieser Artikel ist noch in Bearbeitung.

Handlung

Der Film handelt von Captain Martín (Robert Taylor), der in der argentinischen Pampa mit seinen Soldaten versucht, die Ordnung entlang der Grenze aufrecht zu halten, an der sich Banditen und Indianer regelmäßig sehr wenig aus der Staatsgewalt machen. Der Dienst in der rauen Einöde ist hart, und das Fort weit von der Zivilisation gelegen. Die Soldaten desertieren reihenweise, denn der Ganove Padrón (Ron Randell) - selber ein Deserteur - verspricht ihnen unter anderem das seltenste Gut in dieser öden Pampas: Frauen. Um die Fahnenflucht einzudämmen und die Moral der Kämpfer rund um Leutnant Del Rio (Ángel del Pozo) zu stärken, lässt der Befehlshaber der Armee eine Gruppe leichter Frauen ins Fort schicken. Deren Transport gestaltet sich allerdings schwierig, und auch der Journalist und Salon-Revoluzzer Carreras (Ty Hardin), der sich der Expedition anschließt, kann nicht verhindern, dass der Fluch der Pampas weiter an den Männern zehrt, und es zur Konfrontation zwischen der Armee und den Gesetzlosen kommt .....

Die Verfluchten der Pampas


Musik

Der Film startet mit der phantastischen Filmmusik von Waldo de los Rios (von dessen Kompositionen leider im finalen Film nicht mehr zu viel zu hören sind, Liebhaber greifen zum Vinyl) über schwarzem Bild, also im Stil einer Ouvertüre (das wird im Soundtrack auch so benannt), und geht auch am Ende noch über Schwarz. Was ich so gelesen habe gilt dieser Soundtrack (vor seiner Verstümmelung durch das Studio) zum besten was der Komponist in seiner Lebzeiten geschaffen hatte. Wer sich das volle Opus entsprechend, z.B. auf Youtube, anhört, wird verstehen warum. Das braucht sich hinter der Musik von Ennio Morricone, oder den Ohrwürmern von Dr. Zhivago, nicht zu verstecken. Die Tatsache ist, dass ich während des Schreibens dieses Artikels den Soundtrack in Endlosschleife gehört habe. De los Rios, der Soundtracks zu über 30 Filmen schuf, ist hierzulande kaum bekannt. In Sachen Euro-Cinema steuerte er auch die Musik bei zu A Town Called Hell, Matalo (der mit Lee van Cleef) sowie der spanische Horrorfilm To Kill a Child. Die grossartige Musik fängt übrigens schon im Menü an und weckt hohe Erwartungen. Was hier an Orchester aufgefahren wird, klingt brachial, extravagant, und größenwahnsinnig. Es lässt den Film - wie auch das Bildformat - grandioser erscheinen als er ist. Allerdings kommt das Titelthema, mit Sicherheit eines der mitreissendsten das ich kenne, im Film kaum ausgiebig vor. Das Motiv wird erst am Ende wieder aufgegriffen.

Kontext

Pampasposter.jpg

Ich verstehe den Kontext des Films grundsätzlich nicht so ganz. Da ist von Indianern die Rede, aber es soll ja in der argentinischen Pampas spielen. Entweder also handelt es sich um grundsätzliche Ignoranz der Filmemacher damals, oder des synchronisierenden Studios, oder es ist letztlich ein wahlloser Ortstransfer eines mittelklassigen Eurowesterns in diese südamerikanische Location, den die ebenfalls unwissenden Kinobesucher von damals nicht hinterfragt haben. Vielleicht war es aber auch Gang und gäbe, auch in Argentinien die Eingeborenen und die wilden quasi Indianer zu nennen. Das erscheint mir aber zweifelhaft. Plausibler denke ich ist es, dass man hier die Erwartungen des Durchschnittspublikums hat auf das Drehbuch einwirken lassen.


Filmtrailer:


Filmkritik

Die großartige Aufnahmen sind nicht nur dem Format geschuldet, sondern vielfach ist bei Die Verfluchten der Pampas auch echt gute Handwerkskunst erkennbar. Es sind keine Sergio Leone Bildkompositionen, aber die Landschaften sind schön eingefangen, das Bildformat sehr gut ausgereizt, und zentralspanischen Tageslichtverhältnisse (gedreht wurde der Film um Madrid) wurden gekonnt genutzt für teilweise magisch beleuchtete Momente. Es ist aber keine schmalzige Pferdeoper, sondern ein Abenteuer das immer wieder mal in schöne Aufnahmen verpackt wurde. Wer das Revival von 70mm im Kontext von Quentin Tarantinos The Hateful Eight verfolgt hat, weiß auch, dass man damit viel bessere Farbtiefen, Schärfen und Kontraste einfachen kann, und meine Fresse, das Bild sieht wirklich grandios aus in dieser Hinsicht. Für einen eher drittklassigen Western bekommt man warme, vibrierende Farben zu sehen, wunderschöne Kontraste und ein Lichtspektrum, all das kennt man von Filmen diesen Alters einfach so gut wie kaum. Man will sich kaum ausmalen welchen visuellen Orgasmus es bedeutet hätte, wenn man Sergio Leone diese Möglichkeiten zur Verfügung gestellt hätte.

Hugo Fregonese hatte zwei Jahre davor ja noch Old Shatterhand gedreht. Der Argentinier hat sich hier allerdings ordentlich gesteigert. Ein seiner eigenen Filmkritik schrieb Simon bereits, dass es sich hier im Wesentlichen um ein Remake von Fregoneses eigenem Film von 1946 handelt, und die Opulenz vorrangig dem Produzenten Sam Bronston geschuldet ist, der auch die Epen El Cid und 55 Tage in Peking verantwortete. Diese Kombination scheint mir gut aufgegangen zu sein. Der Film hat einen sehr epischen Anspruch, vor allem audio-visuell, und ist im Kern aber ein relativ fieser und unmoralischer Film. Der Vergleich mit Blindman liegt ja beispielsweise recht nahe, und überhaupt scheint in dem Film alles was an politischer Unkorrektheit in Italowestern oftmals zu sehen ist, ausgeschlachtet worden zu sein, insbesondere was die Geschlechterrollen betrifft.

Dabei ist die Gewaltdarstellung nicht mal unbedingt der Kern. Die Altersfreigabe macht hier im Übrigen sehr wenig Sinn, es lag wohl an ein bis zwei Momenten im Film ,die etwas härtere Gangart haben (darunter ein Kopf auf einem Pfahl aufgespießt), aber das hätte bei einer Neubewertung sicherlich keine 18er FSK mehr gegeben. Der Film ist nicht exzessiv brutal, sondern es ist eher der raue Ton und der Kontext der den Film durchaus zu Material für Erwachsene macht. Wobei ich nicht weiß was hier noch alles der Schere zum Opfer gefallen sein möge (siehe weiter unten).

Wenn man den Film nun so betrachtet (zumindest hier in dieser 95 Minuten Version), ergibt sich allerdings ein etwas unausgewogenes Bild. Die Story wirkt etwas zusammengeflickt, es gibt keinen Charakter mit dem man sich so richtig identifiziert im Sinne einer echten Hauptrolle, und eine ordentliche Erzählkurve ergibt sich nicht. Der Film plätschert ein wenig vor sich hin, und setzt vieles einfach für gegeben voraus. Die Motivation der bösen wird kaum beleuchtet, und der moralische Verfall in der Armee kommt etwas unverhofft. Entweder das Drehbuch ist wirklich so schwach oder - nochmals Verweis auf unten - man hat hier so viel heraus geschnippelt dass wichtige Kontextelemente einfach fehlen.

Die Verfluchten der Pampas


Versionen und Zensur

Nun fehlen hier also fast 20min Material, wenn man beachtet dass der Film mit etwa 94 Minuten Laufzeit vorliegt, er aber offiziell über 112 Minuten geht. Ich kann das nicht im Detail beurteilen was genau geändert wurde (in unserem Forum gibt es hier ein paar Ansätze), aber soviel wissend, lassen einen viele abrupte Schritte, schon von Anfang weg übrigens, etwas stutzig erscheinen. Das ist auch immer das Schlimme, wenn man erstmal weiß, dass gestutzt wurde vermutet man nämlich hinter jedem ungekonnten Szenenübergang Zensur. Vielleicht wurde hier wirklich relativ wild herum geschnippelt, um die ungeduldigen Kinobesucher von damals nicht mit "langweiligen" Landschaftsaufnahmen oder gar Kontext zu langweilen. Man wollte ja einen kurzweiligen Western. So geht leider doch viel Substanz des Films verloren, und die epische Breite des Films leidet enorm, auch der Rythmus des Films. Ob das nun ein verkraftbares Übel ist? Wenigstens bekommt man den Film so mal zu sehen. Interessant wäre aber, ob jemand noch mal die ungekürzte Version ausgräbt, und man die fehlenden Materialien restauriert und hier einfügt. Ich denke das wäre es auf jeden Fall noch wert. Es ist der Fluch dieser weniger bekannten Filme, dass es sich um ein Henne-Ei Problem handelt: Es lohnt sich oft kaum, sie teuer zu restaurieren, obwohl erst eine solche Restauration den Ruf und den Erfolg derer wieder rehabilitieren würde.


Die BluRay

Tonspuren: Deutsch Dolby Atmos 7.1, Deutsch DTS-HD MA 7.1 und Englisch DTS-HD MA 2.0 (der Originalton des Films wenn man so will, allerdings fehlten an einigen Stellen hier nun die englische Tonspur, daher verbleibt manches auf Deutsch, mit Englischen Untertiteln), eine spanische Tonspur fehlt, wo man vermuten könnte dass es solch eine vielleicht auch geben dürfte. Besonders hervorragend ist die deutsche Synchro nicht, aber man kann schon damit leben. Etwas authentischer, auch inhaltlich, ist die englische Tonspur - wobei auch dort von "Indianern" die Rede ist. Recht gute Räumlichkeit und Dynamik. Hin und wieder säuselt das aber ein wenig oder wirkt blechern, man merkt das Alter beim genauen hinhören natürlich durchaus. Es gibt gute Tiefen und erdigen Klang, das ist schon grundsätzlich ein sehr gutes Aufgebot aus der Tonabteilung.

Das Bild der BluRay (wie gesagt ich kann hier nur die reguläre HD BluRay beurteilen, die 4K Version liegt mir weder vor, noch habe ich das Equipment dafür)...... tolle Kontraste und Schwarztöne, sehr schöne Farbtiefen und warme Farben, hervorragend. Auch sehr scharf. Man sieht hier natürlich auch ein wenig, welches Herz 70mm zu bieten hat. gleichzeitig ist das Material nicht völlig unbeschadet davon gekommen. Man sieht viele kleinere Bildschäden, Kratzer, flackern. Aber eher Kategorie "Charme", nicht unbedingt störend.

Zur Restauration empfehle ich auch den kurzen Artikel auf in70mm.com, dem auch die beiden hochauflösenden Bilder in diesem Artikel entnommen sind. http://in70mm.com/news/2016/pampas/index.htm

Bildvergleich von der Restauration:

Zum Format> 2,20:1, die BluRay bietet aber 2.35:1

Leider gibt es kaum Extras. Ein paar Trailer aus dem Busch Media Repertoire, sowie eine Diashow an Original Aushangfotos. Kein Trailer vom Film (es gibt den aber von den Restauratoren, siehe hier) oder Interviews mit den Leuten die den Film restauriert haben, oder Historikern, nichts dergleichen. Schade. Da hätte man gerne etwas mehr erfahren über 70mm, über Fregonese oder über die Restauration, denn dazu gibt es in der Tat ein Video (siehe hier). Wieso man das nicht auf die Scheibe gemacht hat, ist mir schleierhaft.


Fazit

Zum einen muss man ein großes Lob aussprechen an die Enthusiasten, die sich für die Restauration dieses seltenen Klassikers stark gemacht haben. Zum anderen jedoch bleibt der bittere Nebengeschmack, dass es sich dabei um die drastisch gekürzte Kinofassung handelt, und - wenn man Kommentaren glauben schenkt - auch möglicherweise um die etwas aufgeblasene Version (2.35.1 statt 2.20:1 trotz 70mm Ausgangsmaterial). Der Film sieht grandios aus, hat atemberaubende Musik, erscheint ambitioniert, aber wirkt etwas lächerlich und unlogisch, das mag eben auch an gut 20 Minuten fehlendem Filmmaterial liegen, man kennt es dem Film an dass hier Substanz fehlt und willkürlich dran geschnippelt wurde. Die BluRay ist dennoch einen Blick wert. Schon alleine wegen der Optik und den beiden gut erhaltenen Tonspuren, die dank des 7-Track Ausgangsmaterials auch noch erstaunliche Räumlichkeit bieten für einen Film von 1966. Selten sah ein "Western" so schön aus, klar es ist nicht Sergio Leone, und ein echter Western ist es ohnehin nicht, aber hier entlohnt die Optik durchaus. Ein klein wenig Hoffnung bleibt natürlich, dass jemand noch die ungekürzte Fassung nachreicht.


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